Heuer wurde in der Gleisdorfer Stadtapotheke ein Raum abgetrennt, darin ein Logistik-Roboter installiert. Damit ist diese Technologie in der Mitte der Gesellschaft und im Zentrum der Stadt angekommen.
Solche Systeme waren davor freilich schon außerhalb der Stadt in Fabriken und Lagerhäusern präsent. Aber nun haben Menschen in urbanen Klein- und Mittelbetrieben maschinelle Kollegenschaft erhalten, die ganz neue Effekte zeigt: [link]
Ich konnte nicht feststellen, daß dieses markante Ereignis im soziokulturellen Klima der Stadt irgendeine Reaktion erzeugt hätte. Hier läuft alles weiter, als wäre nichts geschehen.
Wir sind längst damit vertraut, daß Maschinen- und Signalsysteme uns in manchen Bereichen des Alltags lenken, steuern. Denken Sie nur an Verkehrsampeln. Als die Schalterhallen unseren Banken mit Buchungsautomaten bestückt wurden, sind wir heftig an die neuen Mensch-Maschinen-Schnittstellen gedrückt worden. Da sehe ich heute noch, daß manche Menschen Assistenz von Bankangestellten brauchen, weil sie mit dem System nicht zurande kommen: [link]
Als Lehrbub sah ich eine alte Buchhalterin im Glasverschlag sitzen, die eine kleine, verblüffend schwere mechanische Rechenmaschine benutzten, um ihre Arbeit zu tun. Bei meinem bevorzugten Kaufmann im Stadtzentrum ist heute die EDV in Handlesegeräten im Laden präsent, nach draußen ins Büro vernetzt. Da rattert kein mechanischer Rechner mehr.
Gut, Roboter sind was anderes. Aber beides hat mit Automatisierung zu tun. Ich erinnere mich noch genau, wie ich 2003 staunte, als ich einen Dose Lack mit einem bestimmten Farbton brauchte. Der Verkäufer öffnete eine Dose mit weißem Lack, stelle sie in ein Gerät, gab den gewünschten Farbcode ein.
Aus Düsen kamen die nötigen Quanten der Komplementärfarben, der Apparat übernahm auch das Rütteln, also Vermischen der Farbkomponenten. (Heuer erzählte mir der Boss, seine Leute würden immer noch geschult, Farben von Hand zu mischen, denn der Maschine könne nicht alles überlassen werden.)
Inzwischen hat das Gleisdorfer Postamt eine automatisierte Station [link] zum Empfangen und Absenden von Paketen. Der Raum ist rund um die Uhr zugänglich. Wir geben Jahr für Jahr Jobs an Maschinen ab. Ich vermisse eine öffentliche Debatte, welchen Broterwerb diese Gesellschaft den Menschen statt dessen anbieten will.
Nichts ist daran neu. Alles ändert sich. Immerhin wird in Nischen schon erwähnt, daß wir gerade in eine Vierte Industrielle Revolution gehen, während wir die Dritte, nämlich die Digitale Revolution, sozial und kulturell noch gar nicht bewältigt haben.
Ich bin mit einigen sachkundigen Menschen in meinem Umfeld derzeit einig, daß wir diese Zusammenhänge in der Wissens- und Kulturarbeit greifbar machen wollen. Es vollzieht sich in einem Zusammenwirken von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.
Dabei ist von den Wurzeln her klar, daß wir seit rund 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution leben. Ich möchte betonen, wir beachten handwerkliche Kompetenzen, die noch aus der „Dampfmaschinenmoderne“ stammen. Wir bearbeiten Prozesse, in denen ursprünglich menschliche Kompetenzen mehr und mehr von Maschinensystemen übernommen wurden.
Nun ist neu zu klären, wie die Koexistenz von Mensch und Maschine geordnet sei. Wissenschafter Hermann Maurer hat es in unserem diesbezüglichen Dialog so ausgedrückt: „Virtualität und erfüllte Symbiose“.
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