Im Mai 2007 gastierten Milica Milicevic und Milan Bosnic erstmals in Gleisdorf. Ich hatte damals für unsere Kooperation mit dem Festival steirischer herbst die Station „Nobody want’s to be Nobody“ [link] vorausgeschickt. Es ging mir insgesamt um die Verbindung des historisch aufgeladenen Korridors Wien-Belgrad-Istanbul, um verschiedene künstlerische Positionen auf dieser Linie.
Das Paar formierte sich später als Duo diSTRUKTURA. Eine wichtige Arbeit, die von beiden nun schon über rund ein Jahrzehnt lang vorangebracht wird, trägt den Titel „We live in a beautiful wourld“. Hier die Themenseite zum Set „Nobody want’s to be Nobody“: [link]
Was blüht einer Postkriegs-Gesellschaft, in der gewachsene Verbindungen brechen, weil vertraute Menschen in die Diaspora gehen und das Land überdies einen erschütternden Brain Drain erfährt? Was bewirkt das in Europa?
Ein PDF-Dokument vom Belgrader Oktober Salon im Jahr 2007 legt die Intentionen von Bosnic und Milicevic genauer dar: [link]
Im Jahr 2013 hat mich interessiert, Kunstschaffende aus Bosnien, Österreich und Serbien an einen Tisch zu holen. Wir standen vor dem „Bedenkjahr“, in dem das Zeitfenster 1914-2014 zu betrachten war.
Wie bemerkenswert dabei die Rolle Serbiens am Anfang und zum Ende des 20. Jahrhunderts. Eine klare Rolle? Keineswegs! Dafür kamen mehrere Sessions zustande, die unter dem Titel „Generation Lost“ zusammengefaßt sind: [link]
In jenem Jahr waren diSTRUKTURA ständig unterwegs. Einen Teil davon findet man hier als „Styrian Sessions“ notiert: [link]
Im Jahr 2013 blieb ein Stück serbischer Erde in Gleisdorf zurück: [link]
Nun ist in Graz eine nächste Station des Duos zu erleben. Die Akademie Graz lädt am Donnerstag, dem 17. November 2016, um 19.00 Uhr in die Kunsthalle Graz ein: „Migration und auch die EU-Binnenmigration werden meist nur von einer vorwiegend negativ konnotierten Perspektive aus gesehen – die der Einwanderung mit allen Schwierigkeiten der Integration.“
Wir haben ziemlich schnell vergessen, daß Österreich über ein halbes Jahrtausend ein multiethnisches Imperium gewesen ist. Diese Erfahrungen sind offenbar verlorengegangen. Haben wir Erinnerungsbedarf? Haben wir Nachholbedarf?
„Seit 2007 beschäftigt sich das serbische Künstlerpaar diSTRUKTURA mit dem Thema der Lost Generation, seit 2013 auch mit Fokus auf Graz. diSTRUKTURA startete mit der Dokumentation der Abwanderung von Kulturschaffenden aus Serbien seit dem Balkankrieg. An die 100 Interviews hat das Künstlerduo nun auch in Österreich geführt.“
Wir sollten diese kulturellen Erfahrungen, die Reflexionen und das Dialogangebot nutzen…
+) Kunsthalle Graz [link]