Zu unserer Arbeit gehört der stets wiederkehrende Verweis auf die Tatsache, daß wir seit 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution leben. Vor über einem halben Jahrhundert hat Philosoph Günther Anders seine Kritik an einigen Entwicklungen mit einer Auffassung von „Prometheischer Scham“ beschrieben.
Wir erschaffen schon lange Größeres, als uns zu begreifen gelingt. Unsere Verhältnis zu Maschinen, unsere Koexistenz mit Maschinensystemen, die „Maschinisierung“ von Menschen, Verehrung und Unterlegenheitsgefühle, solche Zusammenhänge haben wir in unserer bisherigen Arbeit schon thematisiert.
Hermann Maurer [link] von der Technischen Universität Graz ist als renommierter Informatiker mit jenen Prozessen vertraut, die von einer Welt „konkreter Maschinen“ zu neuen Formen „abstrakter Maschinen“ führten. Einst haben Apparaturen dominiert, deren Aussehen ihre Funktion dargestellt haben. Das hat sich mit binär codierten Maschinen grundlegend verändert.
War Günther Anders in seinen Überlegungen mit der Zweiten Industriellen Revolution befaßt, so befinden wir uns (nach der Digitalen Revolution) nun auf dem Weg in die Vierte Industrielle Revolution. Aber was heißt das?
Maurer war eben zu einem Arbeitsgespräch in Gleisdorf. Ausgehend vom soziokulturellen Projekt „Dorf 4.0“ wäre ein Prozeß zu initiieren, der gleichermaßen einen Blick in die unmittelbare Vergangenheit und in die nahe Zukunft ermöglich.
Man könnte sagen, es geht um ein kulturelles Projekt, das uns hilft, in der großen Komplexität der gesamten Themenstellung Abschnitte von klaren Verhältnissen zu schaffen, in denen uns Verständigung gelingt, um zu klären, welche Fragen gestellt und welche Schritte gesetzt werden müssen, damit wir in nächster Zukunft zu bestehen. (Oh-oh! Vielleicht sollte ich diesen Satz in wenigstens drei einzelne Sätze zerlegen. Gut, vielleicht geht auch drei mal lesen…)
Ich komme, wie schon im Auftakt-Text zu dieser Angelegenheit, noch einmal auf Erzherzog Johann. Er hat einst — dank seiner intellektuellen, politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten — die vormals sehr rückständige Steiermark durch eine Modernisierungskrise geführt und dafür gesorgt, daß begabte Leute in Wirtschaft und Kultur auch entsprechende Möglichkeiten fanden, ihre Talente zur Wirkung zu bringen.
Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist das steirische Joanneum, aus dem schließlich die Technische Universität Graz hervorging. Das bloß als knappe Skizze eines Hinweises, wie attraktiv es für uns ist, Hermann Maurer als Kooperationspartner zu gewinnen.
Maurer steht mit seinem institutionellen Hintergrund und mit seinen individuellen wissenschaftlichen Verdiensten für a) genau diesen historischen Zusammenhang und b) für genau diese enorme Anforderung, in den aktuellen Umbrüchen klug zu handeln, ohne daß sich genau sagen ließe, in welchem Ausmaß uns die angehende Transition erschüttern wird.
Oder sollte ich eher von Transformation sprechen? Damit wäre auch an Karl Polanyi zu erinnern, der mit seiner Arbeit „The Great Transformation“ [link] die gesellschaftlichen Umbrüche industrialisierter Gesellschaften zur Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert beschrieben hat.
Was wir vorhaben, ist im Moment so weit gediehen, daß ich erzählen darf, wir gehen ein größeres Projekt an, in dessen Zentrum augenblicklich die Themen Brauchtum & Volkskultur, Handwerk & Industrie festgemacht sind. Das dockt hier wie da an schon geleisteter Arbeit an, denn wir werden keine Ressourcen vergeuden, Dinge zu tun, die schon gut gemacht wurden.
Ich hab in einem vorigen Text kurz erläutert, warum ich die kleinen Features zu diesem Vorhaben mit „Der 2017er“ überschreibe. Durch diese Markierung soll nachvollziehbar werden, wie sich die Sache entwickelt und etabliert.
Es ist mehrstufig/mehrjährig angelegt und soll – wie erwähnt – auf Vorleistungen ruhen, Redundanzen umgehen. Ausgangspunkt ist die Projektzone „Dorf 4.0“, in der sich drei oststeirische Dörfer für ein eigenwilliges kulturpolitisches Projekt zusammenführen ließen, um im Sinn der eigenständigen Regionalentwicklung zu zeigen, daß Kultur- und Wissensarbeit auf der Höhe der Zeit nicht mehr bloß den „alten Zentren“ vorbehalten ist.
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