Als die Neuen Medien noch ganz neu waren, kursierte die euphorische Kundmachung: „Jeder Leser wird zum Autor“. Es gab erneut ambitionierte Versuche des kollektiven Schreibens. War diese Euphorie berechtigt? Publizist Helmut Römer schüttelt den Kopf.
Inzwischen gibt es Legionen von „Leserreportern“, „Bürgerreportern“ und „Regionauten“. Unzählige Laien, die den Medienkonzernen gratis Content liefern, knipsen, schreiben und kommentieren was das Zeug hält. Hat das einen erheblichen journalistischen Mehrwert für das Publikum gebracht? Römer schüttelt den Kopf.
Es scheint ferner, als hätten eben solche „Leserreporter“ diverse Regionalblätter übernommen. Geschichten recherchieren, solide Reportagen schreiben, komplexe Inhalte vermitteln, das hat rundum nicht gerade höchste Priorität. Es boomen PR-Texte, oft mit den gleichen Inhalten und Fotos wie die zugeschalteten Inserate.
Wir debattieren solche Themen vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die Vierte Industrielle Revolution längst angebrochen ist, wir aber die Dritte Industrielle Revolution (die Digitale Revolution) in ihren Konsequenzen noch längst nicht bewältigt haben.
Einst waren wir vom Broadcasting dominiert: Ein Sender, viele Empfänger. Nun haben wir die Medienkonvergenz durchlaufen, das Ineinandergehen verschiedener Medientypen. Dazu kommen niedrigschwellige Zugänge zu Massenmedien.
Die alten Türhüter sind ausgehebelt, alle Menschen mit Webzugängen können Informationen bündeln und verbreiten. Es kommunizieren viele Sender mit vielen Empfängern. Ist das endlich die Einlösung eines wesentlichen Artikels der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? Römer schüttelt den Kopf.
Ich meine Artikel 19. Knapp, prägnant, wie eine Anleitung zur Praxis der Medienkultur: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Die Quelle als PDF: [link]
Ich kürze nun ab. Meine aktuelle Projektbesprechung mit Helmut Römer zielte auf unsere laufenden Vorhaben im Zugehen auf das 2016er Kunstsymposion, außerdem auf das größere Ganze, in dem wir „Leader Transnational“ anpacken wollen.
Römer hat mit seinem Kulturbüro Sinabelkirchen einen fixen Bezugspunkt in unserem aktiven Netzwerk eingerichtet. Er wird einen eigenen Schwerpunkt Medienkompetenz und webgestützte Kommunikation forcieren. Das nützt uns allen.
Römer wird sich aber auch unter den aktuellen Fragestellungen, die wir zusammenstellen, einen Bereich aussuchen, der ihn momentan interessiert. Eine weitere Verdichtung im Wechselspiel von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.
— [Leader Transnational] [Dorf 4.0] [Kunstsymposion] —