Österreich hat im Rahmen der UNESCO eine Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe. Maria Walcher leitet diese Agentur.
„Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen.“ [Quelle]
Walcher berichtete bei der Konferenz „Leader Transnational: Kultur & ländliche Entwicklung“ von einer Studie zum Thema traditionelles Handwerk, die sehr wesentlich von Heidrun Bichler-Ripfel vorangebracht worden sei und Ende Juni publiziert werde.
Man kann sich vorstellen, wie beunruhigt ich war, daß nun ein Thema, welches mich seit Jahren beschäftigt, plötzlich in so einem Kontext auftaucht; beunruhigt im Sinn von elektrisiert.
Wir hatten vorigen Herbst gerade erst bei einem kontrastreich besetzten Round Table äußerst kontroversiell diskutiert, was Walcher nun hier antippte: „Handwerk und Volkskultur in der technischen Welt“.
All das geschah in einer größeren Themenstellung, mit der ich bei Leuten in gebügelten Klamotten gegen Wände gerannt war. Anläßlich unseres 2015er Kunstsymposions kam ich damit aber im Rahmen von Mythos Puch II in die Gänge: [link]
Ich hatte vom altgedienten Automechaniker über einen Kulturwissenschafter bis zum technischen Cheforakel eines Künstlerkollektivs eine Runde beisammen, die sich zumindest darauf einigen konnte: Das Handwerk endet, wo industrielle Massenfertigung beginnt.
Was hörte ich nun von Walcher? Die Frage „Was ist traditionelles Handwerk?“ sei bisher alles andere als geklärt gewesen, es fehle auch an wissenschaftlichen Arbeiten dazu. Walcher sagte: „Handwerk ist komplett und untrennbar mit dem Meister verbunden.“
Es gehe dabei unter anderem um ein Erfahrungswissen, das nicht durch theoretisches Wissen ersetzt werden könne. Ja klar! Ist der Papst katholisch? Ist das Wasser naß? Für mich alles völlig plausibel. Aber das nützt der Wissenschaft noch wenig.
Was erlebe ich zum Beispiel seit einer Ewigkeit und drei Tagen im Schuppen von Fredi Thaler, wo er seit Monaten mit Manfred „Hasi“ Haslinger an einem Unikat baut? Siehe: [link]
Die beiden alten Meister sind ein Hauptgrund für mein Teilthema „Die Ehre des Handwerks“, mit dem ich heuer der ersten Teil von „Handfertigkeit und Poesie“ realisiert habe: [link]
Spätestens seit 2008 war hier klar, daß wir uns das sehr viel genauer ansehen müssen, vor allem mit der Frage, wo wir Künstler und Kulturschaffende aus gleichen Quellen schöpfen, gleiche oder ähnliche Strategien anwenden, um Fragestellungen und Aufgaben zu lösen. Ich habe hier einiges davon überschaubar gemacht: [link]
(Eine kleine Reflexion zu
„Leader Transnational: Kultur & ländliche Entwicklung“)
— [Übersicht] —