Sie haben ihre Freude am Feiern. Sie haben ihre Dress Codes und ihre bevorzugte Musik. Es gibt einige Themen, um die sich all das im Kern dreht. Dabei spielt Handwerk eine zentrale Rolle. Sie sind Schrauber und Sammler, die dabei interessante ästhetische Konzepte verfolgen.
Diese Zusammenhänge werden in wiederkehrenden Veranstaltungen gepflegt. Wir treffen bei der Hell Gang aus Tober (bei Passail) also auf ein Beispiel dessen, was das Bildungsbürgertum seit einem halben Jahrhundert lieber ignoriert: Volkskultur in der technischen Welt.
Die Hell Gang hat ein industrielles Massenprodukt gewählt, das Puch Maxi, um dieses Mofa auf verschiedene Arten zu modifizieren. Einerseits für den Motorsport, um Rennen zu fahren. Andrerseits für „Customizing“ im Stil amerikanischer Chopper und Custom Bikes.
Rund um diese Ambitionen gibt es dann auch die Gelegenheit für familiäre Zusammenkunft, für eine Geselligkeit mit Spanferkel, Hupfburg und Gewinnspiel.
Dazu konnte man beim heurigen Maifest der „Höllenbande“ auch eine Abordnung in Sachen Schwermetall sehen. Harley Davidson bis 1700 ccm und der Boss auf einem blitzenden „Bagger“, einer aufwendig modifizierten Harley.
Zwischen diversen anderen Zweirädern der Gegenwart auch eine alte BSA und – passend – die „steirische Norton“, eine schwarze Puch 250 TF.
Diese Details beleuchten einzelne Aspekte des Genres. Der Erhalt alter Fahrzeuge, welche – wie die 250 TF – steirische Industriegeschichte repräsentieren. Dabei auch die Sicherung von altem Wissen, denn das restaurieren und Pflegen von Klassikern erfordert Kompetenzen, die heute teilweise nicht mehr gelehrt werden.
Das „Customizing“, also das Umbauen und Individualisieren von Fahrzeugen, stützt sich auf eine Vielfalt von handwerklichem Können und von Kunstfertigkeit. Dazu gehört grundsätzlich eine verfeinerte Geschmacksbildung.
In all dem lassen sich quer durch die Jahre natürlich Moden, gewisse Strömungen feststellen, die sich in einer eigenen „Stilkunde“ darstellen ließen.
Allein die Fahrzeuge beim heurigen Fest der Hell Gang wären hinreichend, um sie zu einer Ausstellung zu fügen und damit die Sozialgeschichte Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg zu erzählen.
Man muß das natürlich alles gar nicht wissen, und kann einfach genießen, was sich tut. Aber man kann verstehen, daß die Natur Talente großzügig verteilt; und zwar in jeden Winkel des Landes. Menschen lieben es, diese Talente ganz nach eigenem Geschmack auszuleben, wenn sie von der Arbeit heimkommen und ihnen niemand mehr sagt, was sie tun sollen.
Wo dann in solchen Fragen auch noch Gemeinschaft gepflegt wird, die über Jahre spezielle Erscheinungsformen entwickelt, könne wir von einer authentischen Volkskultur sprechen, auch wenn Kulturabteilungen und Kulturredaktionen dieses Feld immer noch ignorieren.
+) Weitere Fotos und Links zum Grillfest [link]
+) Mythos Puch III [link]
+) Dorf 4.0 [link]