In der Reihe „Handfertigkeit und Poesie“ loten der Kultur.at: Verein für Medienkultur und Kunst Ost aus, welche gemeinsamen Quellen das Handwerk und die Kunst haben, wobei Leib und Seele, Körper und Geist zusammenarbeiten, um Aufgaben zu lösen, um Werke herzustellen.
Am ersten Abend erfuhr man von Graphic Novelist Chris Scheuer und Musiker Erich Rechberger in Worten und Handlungen, wie derlei Kategorien ineinandergehen. Den zweiten Abend prägen zwei alte Meister aus der Industriearbeit, Manfred Haslinger und Fredi Thaler.
Die dritte Session dreht sich um Kunsthandwerkerin Ida Kreutzer, die wir in einem früheren Aprilfestival schon als Experimentalbäckerin kennengelernt haben. Sie wird uns diesmal in einem kollektiven Prozeß einen „Highboy“ backen. Das ist ein spezielles Ford-Modell aus der Subkultur der Hot Rods.
Diese Session verweist auf Motive, wie sie gerade im Projektabschnitt „Fiat Lux Panorama“ bearbeitet werden. Seit die Futuristen sich in die Kunstgeschichte eintrugen, da sie ein brüllendes Automobil über die Nike von Samothrake stellten, kennen wir vielfältige Spielarten der Ästhetisierung von maschinengestützer Raserei.
Die Motive sind als grundlegende Rollenbilder schon in den antiken Mythen Europas zu finden. Prometheus, Phaeton, Ikraus, lauter Charaktere, die ihr Leben hinter einschlägige Erfahrungen der Stürmerei reihten. Diese „Kultur der Ikarier“ wird in trivialen Mythen nach wie vor hochgehalten.
Die Bilder sind uns so vertraut, so nahe, daß sie uns teilweise die Sicht auf neue Optionen verstellen, wo Ökologie und Ökonomie gleichermaßen ein Ende eben noch dominanter Konzepte eingeläutet haben.
Die individuelle Mobilität auf Massenbasis und die Rollenbilder a la Himmelsstürmer bedürfen dringend einiger Neudeutungen. Dazu haben wir mit Kreutzer schon einmal das Thema Hot Rod bearbeitet, wobei dieser „Tag der trivialen Mythen“ auch von Künstler Niki Passath mitgetragen wude. Mit ihm starteten wir damals eine mehrere Meter große „Essigrakete“.
+) Ida Kreutzer: Highboy
Samstag, 9.4.2016, 15:00 Uhr
Essigkultur Pölzer, Brodingberg
Begrenzte Teilnahme. Anmeldung erforderlich! [link]