Wir sind nun auf dem Weg zum 2016er Kunstsymposion. Dabei wird „Fiat Lux“ in seine zweite Phase geführt. Ein Beispiel für kollektiver Praxis im Kunstbereich. Es begann mit einem Streitgespräch.
Ich war mit Unternehmer Ewald Ulrich uneins, welche Entwicklung wir in der Maschinenwelt erwarten dürfen. Ulrichs Auffassung besagt, daß wir derzeit mit hohem Einsatz an einer maschinellen Spezies arbeiten, die uns in der Evolution ablösen wird. Selbstlernende Systeme würden Entwicklungssprünge schaffen, Maschinen seien auf dem Weg, ein Bewußtsein ihrer selbst zu erlangen.
Unser Dissens wollte näher betrachtet sein. So entstand das kollektive Kunstprojekt „Fiat Lux“. Als erstes kamen für die Hardware des Artefakts Thomas Herzog und für die Software Stefan Strobl mit ins Spiel. Die Konzeption erwies sich für zwei erfahrene Industriedesigner, Willi Gangl und Alfred Urleb, spannend genug, daß sie in den Prozeß einstiegen.
Die Widmung zur ersten Projektphase macht deutlich, worauf wir da bezüglich des 20. Jahrhunderts geblickt haben: „Mit einer Verbeugung vor Paul Jaray, Richard Buckminster Fuller, Dante Giacosa & Giuseppe Alberti sowie Hans & Erich Ledwinka.“
Das war mit dem Kunstsymposion „The Track: Pop | Ikarus“ verzahnt, dessen historische Referenzpunkte Kasimir Malewitsch, Paul Jaray, Richard Buckminster Fuller und Andy Warhol gewesen sind. Auf diesem Weg begleitete uns Heimo Müller mit seinem fahrbaren Medienlabor, dem „Blogmobil“.
Der Schlußpunkt des Arbeitsjahres 2015 war ein Teleworking-Einstieg von Künstler Niki Passath aus Wien, während die Technikerin und Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov im Hintergrund einige weitere Schritte setzte.
So kamen wir über die generelle Themenstellung „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“ nun näher an die Debatte von Optionen und Entwicklungen auf dem Weg in eine Vierte Industrielle Revolution (Industrie 4.0).
Die Mobilitätsgeschichte und die Fahrzeugwelt bieten nach wie vor einen breiten Fächer an Zugängen zu den verschiedenen Aspekten dieser Umbruchsituation.
In einem Themenheft (Spiegel special) aus dem Jahr 1997 mit dem Titel „Lustobjekt Auto“ entnehme ich dem Beitrag von Georg Kacher folgende Annahme über unsere Gegenwart: „Wir befinden uns im Jahr 2015. Autos gibt es immer noch, mehr denn je. Nur sehen sie anders aus und sind auf höchstem technischen Standard.“
Das mag sich in einem Fisker, einem Tesla oder BMW i8 eingelöst haben, doch die Massenmotorisierung der Gesellschaft ist noch völlig konventionell. Während heute der fahrerlose PKW ein großes Medienereignis ist und inzwischen sogar autonom fahrende Lastwagen zum Thema wurden, war das vor zwei Dekaden noch eher der Science Fiction-Literatur vorbehalten.
Ein Spiegel special aus dem Jahr 1995 trug den Titel „Abenteuer Computer. Elektronik verändert das Leben“. Darin beschrieb Bernhard Schmid unter „Geisterhand am Lenkrad“ den Stand der Technik im Bereich von Assistenzsystemen, die dort hilfreich eingreifen, wo früher der Mensch ganz auf sich angewiesen war; das Bremsen, Rutschen, Schleudern, was auch immer ein Auto aus der Bahn werfen kann.
Der Beitrag endet mit einer Aussicht: „Schon testet Mercedes Fahrzeuge, die ganz allein über die Autobahn schnüren. Am Lenkrad sitzt aber noch jemand. Der kontrolliert den Computer – falls der mal Mist baut“.
Inzwischen hat sich gezeigt, daß Systeme, wie sie mit dem Begriff Industrie 4.0 assoziiert werden, nicht mehr bloß in Fabriken und Lagerhallen zu finden sind, sie kommen längst mitten in der Gesellschaft, mitten in den Orten an. Es sind zum Beispiel neue Wellen der Automatisierung und der Vernetzung von Dingen wie Lebewesen per RFID-Technik.
Vor dem Hintergrund solcher Entwicklungen gehen wir nun in die zweite Phase von „Fiat Lux“. Das vollzieht sich nach wie vor im Rahmen der Themenstellung „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“, wie sie vom Kuratorium für triviale Mythen erarbeitet wurde; als ein Wechselspiel zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.