Der Kultur.at: Verein für Medienkultur und das Labor Kunst Ost haben 2014 und 2015 die Entwicklungen seit dem Lehman Brothers-Crash (2008) ausgewertet. Das ergab Weichenstellungen für die künstlerischen Projekte, auch für die Wissens- und Kulturarbeit in der Region.
Im Betrachten von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zeigt sich ein größerer Zusammenhang für uns mit folgenden Schwerpunkten. 1) Vergangenheit: Betrachtung unserer Mobilitätsgeschichte. 2) Gegenwart: Der Weg Richtung Industrie 4.0 (Jeremy Rifkin) und 3) Zukunft. Renaissance 2.0 (Peter Weibel) als Modus im Verhältnis Kunst/Wissenschaft.
Das sind natürlich bloß Stichworte zu einem brisanten Ereignisfeld. Ein aktuelles Interview mit Dirk Helbing, Professor für Soziologie an der ETH Zürich, illustriert in der einleitenden Passage, vor welchem Hintergrund die Betrachtung unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der Themengruppe „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“ auch auf regionaler Ebene sehr wichtig erscheint.
Die technologischen, kulturellen und dabei gesellschaftlichen Umbrüche, in deren Auftakt wir uns schon befinden, sind radikal. Dirk Helbing sagt: «Kein Land der Welt ist vorbereitet auf das, was kommt» und meint damit die vor uns liegende, digitale Revolution, das Entstehen von Industrie 4.0.
„Diese verändere unsere Gesellschaft in atemberaubender Geschwindigkeit.“ Helbing sagt ferner: «Nichts wird so bleiben, wie es war. In den meisten europäischen Ländern werden circa 50 Prozent der heutigen Arbeitsplätze verloren gehen.»
Wir sollten also damit längst befaßt sein, denn „Die Zeit drängt: Es bleiben uns vielleicht nur 20 Jahre.“ Helbing betont: «Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass die Planung einer neuen Strasse oft 30 Jahre oder mehr verschlingt.»
Darin liegen nun auch Anforderungen und Aufgaben für den Kulturbereich bereit. Die regionale Kultur- und Wissensarbeit kann sich angesichts dieser Entwicklungen nicht bloß in Selbstrepräsentation erschöpfen: „Der Umbruch biete aber auch die Möglichkeit, unsere Gesellschaft und Wirtschaft neu zu gestalten, «eine Chance, wie sie sich nur alle 100 Jahre bietet», sagt Helbing.“
Das Interview: „Menschheit steht vor dem grössten Umbruch seit der industriellen Revolution“ [link]
Momentan ist die Orientierung zu diesen Themen noch sehr anspruchsvoll. So sagt etwa Florian Pauker, Uni-Assistent am Institut für Fertigungstechnik, daß bei den Themen Industrie 4.0, Roboter etc. noch keine Einigkeit in den Definitionen existiere: „Es gibt keine klare Definition von Robotern, da ist sich auch die Fachliteratur uneins.“
Österreich hat übrigens eine Industrie 4.0 Pilotfabrik in der Seestadt Aspern: [link] Deren erste Phase läuft bis 2017. Pauker sagt zu den Anforderungen für die Gesellschaft: „Die Annahme, dass man einen Roboter kauft, einschaltet, und alles läuft von selbst, stimmt nicht. Es braucht hochqualifizierte Menschen, die sich um das System kümmern“, doch das werde in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. [Quelle]
Warum sind diese Themen so brisant? Mit den nun schon laufenden Entwicklungen in einer nächsten Phase der Automatisierung werden wir einen ähnlich massiven Umbruch erleben, wie es jener von Agrar- zu Industriegesellschaften war.
Von Helbing erfahren wir etwa: „Nun gehen prominente Studien davon aus, dass die Anzahl heutiger Industriejobs durch Robotik halbiert wird. Auch der Servicesektor werde auf die Hälfte schrumpfen, da intelligente Computer mehr und mehr Dienste übernehmen. Agrar-, Industrie- und Servicesektor stellen dann nur noch rund 50 Prozent der heutigen Jobs.“
Diese Themen sollten also in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit langsam auftauchen…
— [Konvergenz 2016] [Generaldokumentation] —