Wo sich das Speichern von Informationen mehr und mehr in das Web verlagert, scheint es, daß Bücher als Medien vollkommen nachrangig geworden sind. Ein trügerisches Bild. Vor allem auch, weil erstens vieles, das wir im Anlaßfall genauer wissen möchten, noch nicht digitalisiert ist. Zweitens sind Bücher enorm stabile Datenträger.
Damit meine ich, sie sind in ihrer Haltbarkeit und problemlosen Lesbarkeit den Festplatten von Computern weit überlegen. (Lassen wir ruhig beiseite, was ein gröberer Stromausfall für diese Zusammenhänge bedeuten würde.)
Zum Thema „Gleisdorf vor Jahren“ sind drei konventionelle Quellen für mich sehr wichtig. Drei Bücher. Das älteste stammt von Franz Arnfelser: „Gleisdorf in alter und neuer Zeit“ (Graz 1928). Es ist in einem etwas spröden Tonfall geschrieben und reflektiert Vorstellungen, die wohl von der Stadterhebung 1920 geprägt waren. Der Aufbruch in neue Verhältnisse.
Das zweite stammt von Robert F. Hausmann und Siegbert Rosenberger: „Gleisdorf 1229-1979“ (Gleisdorf 1979). Es trägt die Handschrift des Profi-Historikers und ist eine unverzichtbare Quelle, wenn man etwa über einzelne Straßenzüge, über konkrete Häuser Details erfahren möchte, über Familien und Honoratioren.
Dieses Buch stammt aus einer Zeit, in der die ganze Region einen beispiellosen sozialen Aufschwung erlebt hat, welcher die Oststeiermark nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Zustand eines Armenhauses gehoben hat. Entsprechend illustriert es auch die Zuversicht aus jenen Tagen.
Dann gibt es noch eines, das nie erschien, weshalb es in der Aufzählung eigentlich ungenannt bleiben müßte. Ein „Geisterbuch“, das ich nicht zu sehen bekam. Die Buschtrommeln kündeten, es sei so gut wie publikationsreif gewesen, aber über die Hürde offener Honorarfragen nicht hinausgekommen.
So wurde schließlich das dritte Gleisdorf-Buch greifbar. Es stammt von Siegbert Rosenberger: „Sieben bewegte Jahrzehnte, Geschichte der Stadt Gleisdorf von 1945 bis 2015“ (Gleisdorf 2015). Der opulente Band reicht somit in die Phase der jüngsten Gemeindezusammenlegung, durch die sich Gleisdorf fundamental verändert hat.
Man sieht also im Rückblick, das jedes der Bücher rund um markante Anschnitte des Ortes entstanden ist. Wenn mir diese Bücher auch unverzichtbar sind, so bleiben sie natürlich, was man früher „Geschichte von oben“ nannte. Geschichtsschreibung seitens jene Kräfte, die durch Politik und Verwaltung dazu ermächtigt wurden.
Dem steht „Geschichte von unten“ gegenüber, was also die Menschen, deren Leben und Lebensraum hier zum Thema wurde, selbst an Darstellung beitragen. Nutzen Sie das Projekt „Gleisdorf vor Jahren“ in diesem Sinn! Was Sie wissen, was sie einbringen können, unterstützt diese Prozesse, in denen wir selbst erzählen, was es ist und wer wir sind.
— [Gleisdorf vor Jahren] —