Medienkompetenz 2016

Wollte ich die Themenstellung knapp fassen, klingt es etwas spröde: Medienkompetenz in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit. Aber genau das ist ein so brisantes Thema, seit wir verbindlich wissen, daß „intelligente Technologie“ die Klugheit von Menschen nicht schon dadurch herstellt, indem man sie verwendet.

Publizist Helmut Römer aka Der Römer

Publizist Helmut Römer aka Der Römer

Es ist ja immer unsere eigene Klugheit vorausgesetzt, wenn „Neu Medien“ einen Vorteil bringen sollen, wenn wir sie mit den „Alten Medien“ wirksam verknüpfen wollen. Über allem steht die Forderung: Inhalte!

Mit Publizist Helmut Römer brauche ich diese Fragen nicht zu erörtern, denn damit hat er sich schon vor vielen Jahren vertraut gemacht. Worin wir uns völlig einig sind: All das dreht sich um ein Erzählen von Geschichten. Jemand erzählt, andere hören zu. Eine der ältesten Formen, menschliche Gemeinschaft zu gestalten.

In einem aktuellen Arbeitsgespräch sind wir uns einig geworden, daß wir Formen einer kollektiven Praxis, wie sie bei Kunst Ost seit Jahren ausgeleuchtet werden, weiter erproben möchten, um genauer zu überprüfen, wohin uns derlei Entwicklungen gebracht haben.

Ich darf daran erinnern, als das Internet jung war und der Begriff „Medienkonvergenz“ noch vielen fremd blieb, gab es Debatten, die besagten, nun würden – dank der Neuen Medien – alle Menschen selbst zu Autorinnen und Autoren werden.

Es ging um die Demokratisierung von Kultur, die intellektuelle Selbstermächtigung der Bevölkerung, um das Aushebeln von „Türhütern“, welche entscheiden, wer nun via Medien Zugang zu öffentlichen Debatten bekommt und wer nicht.

Inzwischen wissen wir, es ist nicht ganz so gekommen. Die Medienzugänge sind zwar radikal neu geordnet, aber die Mediennutzung ist es generell eher nicht.

Hier wieder der nötige Schrei nach INHALTEN; und zwar etwas qualifiziertere Inhalte als zum Beispiel Textchen, die dem Obskurantismus frönen, die etwa lahme, banale „Kalendersprüche“ dadurch verdrehen, daß sie namhaften Autoren untergeschoben werden. (Was Kafka, Einstein oder Goethe gemäß solcher Blättchen so alles gesagt haben sollen, läßt einen staunen.)

Egal, es ist eben so und einer Kulturinitiative steht es frei, diese Dinge anderes zu handhaben. Römer hat sich heuer anläßlich „Mythos Puch II“ etwas genauer angesehen, wie das alles hier läuft, erledigte uns dazu kostenlos die Öffentlichkeitsarbeit: [link]

Nun sind wir überingekommen, daß wir in weiterführender Projektarbeit enger kooperieren wollen. Es geht dabei um jene Praxisanordnungen, durch die wir im aktuellen Umbruch zu völlig neuen Situationen herausfinden, was dabei wie gemacht werden kann.

Ich meine den Umbruch zu Verhältnissen, die seit einiger Zeit unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ debattiert werden und die sehr wesentlich von einer „Share Economy“ und von „Commons“ handeln.

Der Römer (ganz rechts) neben dem Kulturschaffenden karl Bauer und der Regionalentwicklerin Isabella Braunstein

Der Römer (ganz rechts) neben dem Kulturschaffenden Karl Bauer und der Regionalentwicklerin Isabella Braunstein

Derlei bedeutet unter anderem, das Nutzen geht über das Besitzen und manches an geistigem wie materiellem Eigentum wird dem Gemeinwesen kostenlos zur Nutzung überlassen.

Es geht in diesen Zusammenhängen bei uns weiters um die Kombination von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Das ist ein Modus, durch den in der steirischen Kulturinitiativen-Szene nicht Jahre, sondern Jahrzehnte gute Projekte immer wieder zerbrochen sind, gescheitert an den Fragen, was angemessene Entlohnung sei.

Bei Kunst Ost und Kultur.at bewährt sich derlei allerdings schon längerfristig, nämlich Ehrenamt und Hauptamt zu kombinieren. Geld ist ja nur eine der möglichen Währungen, in der Leistungsaustausch honoriert wird.

Auf dem Weg nach 2016 ist also nun ein Praxismodell für eine sehr komplexe Situation zu erarbeiten. Medienkompetenz in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit muß zwischen alten und neuen Medien festgemacht sein, muß aber auch die orale Kultur, die reale soziale Begegnung einbeziehen.

Das wird vor einem Hintergrund entwickelt, der Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in Wechselwirkung bringt, um in der Provinz eine Situation zu erzeugen, die dem Landeszentrum in nichts nachsteht.

Zur Vorgeschichte dieser Arbeit siehe: „kulturelle kompetenz • medienkompetenz“, den Arbeitskreis „ak3“ aus den Jahren 1999/2000, wo es hieß: „Wir sind in unserer Körperlichkeit das erste Medium, wandelnde Schnittstelle zwischen Bios und Kultur. Jede weitere Medienart ist Prothetik.“ [link]

+) Konvergenz 2016 [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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