Das Leben ist eine Schinderei gewesen. Es hießt, wer sich nicht geschunden hat, hat nichts gegolten. Darauf bekam ich zu hören: „Wer sich nicht geschunden hat, hatte nichts zu essen.“ So meine Notizen zu einer Schlüsselstelle in meiner Plauderei mit Maria Gsellmann im Jahr 2012. [Quelle]
Ihr Schwiegervater war Franz Gsellmann, Erbauer der „Weltmaschine“. Da wir auch über das Gehen und das Fahren gesprochen hatten, zeigte sie mir in der Basis der „Weltmaschine“ jenen stabilen Fahrzeugrest, der einst ihr Ochsengespann ausgemacht hatte. Man sieht beides, das Ochsengespann und das restliche Fahrgestell in einem meiner Logbucheinträge: [link]
Wer die Gemächlichkeit trottender Ochsen kennt, hat eine Vorstellung vom Tempo des Hauptverkehrsmittels jener Tage, denn Pferde wie Automobile waren nur wenigen Menschen verfügbar.
Ich bin zur Zeit im Gespräch mit den beiden Tierärzten Hannes Resch und Karl Bauer. Kommenden Februar soll in der Tierklinik Gleisdorf Süd eine Ausstellung mit kontrastreichen Arbeiten zum Thema Schwein stattfinden. Welche Aspekte diese Themas haben Vorrang, wenn man einen größeren Zusammenhang darzustellen sucht? Siehe dazu auch: [link]
Fleisch auf Vorrat. Satt werden. Kraft schöpfen. Raumüberwindung. Die bedrückende Kargheit des Lebens reichte für Keuschler und Kleinhäusler bis nach dem Zweiten Weltkrieg herauf. Über die Zeiten hinweg war das Hausschwein eine äußerst wichtige Fleischreserve der Menschen. Es wurde rund tausend Jahre nach Schaf und Ziege domestiziert, ihm folgte auf dem Zeitpfeil das Rind.
Da ist von insgesamt zehntausend Jahren die Rede. Es geht also um die Zeit seit dem Beginn der Seßhaftigkeit von Menschen und des Ackerbaus. Esel und schließlich Pferde wurden erst nach dem Schwein unsere Haustiere, dafür Hunde sehr viel früher als alle anderen. (Reichholf) Gängige Annahmen nennen 30.000 bis 40.000 Jahren, manche Mutmaßungen sogar weit mehr des Zusammenspiels von Mensch und Hund.
Man sagte mir, darin lägen auch die Wurzeln des Züchtens, da der selbe Hund nicht zugleich Jagdhund und Schäferhund sein kann. Aber zurück zum Schwein. Es war ursprünglich eine Nahrungskonkurrenz für den Menschen, weil es quasi einen ähnlichen Geschmack hat wie wir, weil es bezüglich Futter unter den großen Haustieren die höchsten Ansprüche stellt.
Das bedeutet umgekehrt, man kann unsere Speisereste problemlos an Schweine verfüttern. Für Schweinehaltung im größeren Stil sind Mais, Kartoffel und Sojaschrot gut geeignet. (Mindestens Mais wird in der Oststeiermark reichlich angebaut.)
Fett war einst die wichtigste Energiequelle für körperlich hart arbeitende Menschen, was die hierzulande bewährte Küche bis heute prägt. Eine realistische Vorstellung, was noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „hart arbeiten“ bedeutete, ist uns zum Glück weitgehend verlorengegangen.
Heute, auf dem Weg von der Dritten in eine Vierte Industrielle Revolution, blicken wir mit anderen Augen auf solche Zusammenhänge. Aus Schriften zum Thema Nahrungssouveränität (z.B. Chpolin, Strickner und Trouvé) entnehme ich bemerkenswerte Relationen.
Beim Anbau von Obst, Gemüse und Getreide könne man von einem Hektar Land bis zu 30 Personen pro Jahr ernähren. Die selber Fläche zur Tierhaltung, um Fleisch, Milch und Eier zu gewinnen, reicht nur mehr für fünf bis zehn Personen.
Bäuerin Carmen Dreier-Zwetti schrieb mir dazu, das Verhältnis von Energie-Einsatz zu Ertrag sei von 1:5 (um 1800) auf 1:9 (um 1930), schließlich auf 1:1 (heute) gesunken. In Österreich ging übrigens die landwirtschaftliche Tätigkeit während der letzten 50 Jahre von 21 Prozent auf 3,9 Prozent zurück; bei ungefähr gleichbleibenden Flächen aber eine rapiden Abnahme der Betriebe.
Global zeigt sich das Bild etwas anders. Folgende Relationen haben mich verblüfft. Weltweit sind etwa 1,33 Milliarden Menschen in der Landwirtschaft tätig. Eine Milliarde arbeitet von Hand. Bloß 300 Millionen haben Zugtiere zur Verfügung, mit Maschinen arbeiten lediglich 30 Millionen. Da kommt man ins Grübeln.
+) Konvergenz 2016 [link]