Im Beitrag „Mein Diplom“ habe ich erwähnt, was mir in der Begegnung mit den alten Meistern aus der Industriearbeit so zusagt: „Da wird mit Wissen aber auch mit Nichtwissen entspannt umgegangen, denn der gute Handwerker weiß aus Erfahrung, es kommt immer ein Moment, wo man auf die Kenntnisse Anderer angewiesen ist, um ein Problem zu lösen.“ [Quelle]
Dieses Motiv erhielt eben noch eine weitere Facette, als ich mit Technikerin Mirjana Peitler-Selakov und Techniker Horst Fickel über aktuelle Kooperationsmöglichkeiten sprach. Selakov hat derzeit öfter in den USA zu tun, hat jüngst bei Tesla Motors einen Vortrag gehalten, setzt sich also mit Leuten auseinander, denen ich hier nicht um die nächste Ecke begegnen kann.
Sie sagt über amerikanische Unternehmenskultur in ihrem Bereich: „Es gibt jedes Jahr einen Report, in dem du darlegst, welche Fehler dir unterlaufen sind. Wer keine Fehler gemacht hat, riskiert seine Reputation. Die Frage lautet auch: wo hast du dich aus dem Fenster gelehnt?“
Ich leite daraus ab, es geht nicht darum, eine gute Figur zu machen, sondern a) Probleme zu lösen und so b) Erfahrungen zu sammeln. Es gibt überdies ein c), nämlich kollektive Praxis. Niemand ist alleine wichtig.
Warum wir derlei debattieren? Das Kürzel KWW steht für Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Ich kann mir keine Existenz vorstellen, in der ich bloß von Leuten umgeben bin, die Gedichte schreiben, Aquarelle malen, Lieder singen, was auch immer an künstlerischen Ausdrucksformen einen erreichen kann.
Ich brauche gemeinsames Denken und Tun mit Menschen aus anderen Metiers. Im März 2012 hatten wir die letzte formelle KWW-Session, die von Fickel mitgetragen wurde: [link]
Ab dieser Station nahm KWW recht unterschiedliche Wendungen. In „Etwas mehr Trennschärfe, bitte!“ ist ein Status quo vom Juli 2012 skizziert: [link] Danach blieb einige Zeit nur die Ebene der „Talking Communities“, um in dieser Sache nach außen zu wirken
Im Beitrag zur Trennschärfe findet sich eine Passage, die ich auch heute für maßgeblich halte: „Beachten wir genau diese Trennschärfe, darf die Kunst das bleiben was sie ist, nämlich ein sich selbst verpflichtetes System menschlicher Wahrnehmungs- und Ausdruckserfahrungen, bei dem vollkommen abzulehnen ist, daß es für soziale, touristische, regionalpolitische oder andere Zwecke mißbraucht wird.“
Fickel geht unternehmerisch eben in einen neuen Abschnitt seiner Biographie. Das war für ihn ein Anlaß, diese Optionen wieder aufzugreifen. Wir diskutieren die Möglichkeiten, einem Industrieunternehmen einen „Cultural Think Tank“ zu verpassen.
Das bringt uns zu so amüsanten Vorstellungen wie es könnte eine „Kunst des Funktionierens“ und eine „Technik der schönen Lösungen“ geben.
Fickel pflegt die Praxis solchen Sinnens etwa mit seinem „Dinner für Spinner“. Das wäre freilich auch eine hemdsärmelige Übersetzung für „Symposion“, denn nichts anderes besagt dieses Wort, auf deutsch: „Gastmahl“. Jedenfalls bieten derlei Symposion einen angenehmen Rahmen für Konvergenz, so unser Arbeitsthema für 2016, also ein sich einander Zuneigen.
— [Generaldokumentation] —