Die Kunst des Auswertens von Erfahrungen liegt in der Fähigkeit, aus möglichst vielen Perspektiven Erfahrungen zu bewerten um daraus Schlüsse zu ziehen, die Erkenntnisse zulassen. Je mehr und je unterschiedlicher die Bewertungsperspektiven sind, desto schlüssiger werden erkenntnisgestützte Aussagen, auch im Hinblick auf Möglichkeiten, die sich daraus zusätzlich ergeben.
(Kerstin Feirer)
Wir haben heute in unserer weiteren Arbeit zwischen einem multidisziplinären und interdisziplinären Arbeitsansatz zu unterscheiden. Das Bündel verschiedener Disziplinen („multi“) ist von anderer Natur als wenn eine Disziplin in einer anderen aufgeht („inter“).
Die Gleisdorfer Unternehmerin Kerstin Feirer hat unser Motiv „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ aufgegriffen. Sie führt es allerdings auf eine andere Ebene. War das in unserer Vorgeschichte auf die Kooperation der drei Sektoren beschränkt, um darin neue Praxismodelle zu erkunden („multi“), geht Feirer einen grundlegenden Schritt zum „inter“ weiter.
Sie skizziert in ihrem Input einen Modus, der ein klares Ziel hat:
Wenn wir in diesem Zusammenhang von Nutzen sprechen, lässt sich dieser auf eine Aussage konzentrieren: „So habe ich es noch nie gesehen“
Feirers Ausführungen zielen auf ein Fazit, von dem wir wissen, daß konventionelle Politik und Verwaltung es eher scheuen, weil es gewöhnlich ohne Wow-Effekte auskommt und auf reale, nachvollziehbare, darstellbare Veränderungen zusteuert, die gerade wegen ihrer Prozeßhaftigkeit oft nicht auf flotte Art sichtbar sind:
Interdisziplinäre Prozessarbeit in der Praxis: Weg vom Werk – hin zum Prozess!
Das sind nur einige Punkte aus dem Feirer-Input, die wir in hochkarätiger Korrespondenz mit Grundlagen und praktischen Erfahrungen rund um die Eigenständige Regionalentwicklung sehen. Eine spezielle Anregung liegt in folgender Feststellung:
Die unterschiedlichen Zugänge ermöglichen ein Mehr an Erfahrungen und daraus generierten Erkenntnissen für jede Disziplin, die ihre Perspektive den anderen zur Verfügung stellt.
Achtung! Eine Disziplin, stellt ihre Perspektiven den anderen Disziplinen zur Verfügung. Das ist eine äußerst brisante Bedingungen für kollektive Wissens- und Kulturarbeit. Vor allem auch deshalb, weil ihre mögliche Simulation zu völliger Unwirksamkeit führt. Das heißt, wer sich solche Modi bloß scheinbar bedient, um im Wording eine gute Figur zu machen, bleibt verläßlich ohne brauchbare Ergebnisse.
Im Gegenzug verlangt dieser Modus einige Kühnheit, eigene Positionsvorteile — etwa innerhalb gesicherter Bezugssysteme kanonisierter Inhalte — rückhaltlos aufzugeben und fürderhin auf das schneidende Monty Python-Zitat zu verzichten: „Sie sind nicht qualifiziert!“
Das bedeutet, einschlägige Berufserfahrung, gestützt auf entsprechendes Fachwissen/fachspezifisches Wissen ergeben keine Befugnis, sich in der Kooperation über andere zu erheben. Das ganze Vorhaben kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten zueinander in Augenhöhe bleiben.
Zu den Vorschlägen einer adäquaten Praxis reiht Feirer aber auch die Aufforderung, sich auf einen Pradigmenwechsel einzulassen, der nichts weniger verlangt, als liebgewonnene Vorrechte innerhalb eines eher antiquierten Bezugssystems aufzugeben, um dem Erringen neuer Qualitäten einen Weg freizumachen:
Vorweg: hierbei handelt es sich um einen Paradigmenwechsel des bisherigen Praxisbetriebs, der große Sensibilität und Disziplin von allen Beteiligten fordert. Verabschieden wir uns von Bildern wie Mäzenatentum, Wissenshoheiten und geistig kultureller und unternehmerischer Eliten, die ihren Herrschaftsanspruch darauf begründen, dass die jeweilige Disziplin ausschließlich dazu im Stande ist, Kunst, Unternehmertum und Wissen zu erschaffen!
Den vollständigen Input von Kerstin Feirer finden Sie zur privaten Lektüre hier im Labor-Memo vom 1.10.15, downloadbar als
+) PDF-Datei, 31 kb [link]
+) Kerstin Feirer
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+) Das 2015er Kunstsymposion: Doku
+) Mythos Puch II: Doku
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