Im Mai 2014 hab ich erstmals vom Weingart-Haflinger mit dem Vierzylinder-Boxer aus dem Puchwerk gehört. Fredi Thaler hatte mir wieder einmal seinen Schuppen geöffnet. Manfred Haslinger kam dazu. In der Hütte waren zwei Vierzylinder-Boxer, einer davon noch in Teilen. Und ein frisch gegossenes Getriebegehäuse.
Ich bekam Fotos zu sehen, die deutlich machen, wie schaurig die Motorenteile eben noch beinander waren; Reste aus dem einst gestrandeten Finnland-Deal. Komponenten, von denen mir in den verfügbaren Büchern keinerlei Dokumentation bekannt ist, außer zweier Motoren, von denen einer im Heck des Prototypen Puch S (Spider) steckt.
Thaler und Haslinger hatten begonnen, ein legendäres Fahrzeug wieder auferstehen zu lassen. Das haben sich die beiden Routiniers natürlich fein ausgedacht, auf diesem Wege dem „Puch Haflinger“ nun einen „Puch Haslinger“ zur Seite zu stellen. (Übrigens, wer sie nicht kennt, die zwei sind ziemliche Frohnaturen.)
Inzwischen hängen Getriebe und Motor am Zentralrohr. Aber die Plattform muß noch adaptiert werden. Außerdem waren für die beiden Puchianer noch einige Umsetzungsdetails zu debattieren. Weingartmann hatte sich und seinem Fahrzeug viel abverlangt.
Schwer vorstellbar, daß man heute in einem überregulierten Europa mit seinen Vorschriften und Wohlstands-Nischen Wohlstands-Nischen, so brachial unterwegs sein dürfte.
Thaler erzählt, daß Weingartmann mit dem Haflinger bis zu tausend Kilometer auf Achse angefahren sei, um vor Ort alles vom Wagen runterzureißen, was beim Rennen stört. Dann holte er sich gewöhnlich eine Medaille, baute nach dem Bewerb alles wieder zusammen und fuhr gegebenenfalls auch auf der Autobahn mit weit über hundert Sachen nachhause.
Etwas gruselig? Allerdings! Dazu muß man auf jeden Fall ein ziemlich unerschrockener Mensch und ein sehr guter Handwerker sein.
Der 1918 geborene Hans Weingartmann war ein sehr erfolgreicher Motorsportler. Sein erstes Rennen fuhr er 1947 über die Ries bei Graz. Im Jahr darauf ging es über den Präbichl und zu einigen anderen Bewerben. Ab 1951 wurde er beim Bol d’Or im Siegerrang vermerkt und fuhr auf Puch 250 auch Weltrekorde.
Kleiner Einschub: Ein 24 Stunden-Rennen wie jenes in Frankreich gehört zum Härtesten, was man in jenen Tagen leisten konnte. 1951 fand das Bol d’Or übrigens in Saint-Germain-en-Laye statt, das nach dem Ersten Weltkrieg der Ort zur Unterzeichnung des Friedensvertrages mit Österreich war.
So gesehen hatte Weingartmann einen symbolträchtigen Auftritt. Diese Belastungstests absolvierte er bis 1954. In der zweiten Hälfte der 1950er war er dann im Rennbetrieb auf Puch-Schammerln und mit dem Haflinger unterwegs; mit dem Haflinger übrigens bis 1967.
Das Technische Museum Wien hat in seinen Beständen eine große, ausdrucksstarke Fotografie von Erwin Jelinek, die Weingartmann im Renneinsatz zeigt. Man ahnt, was Mensch und Maschine damals leisten mußten. Das Foto: [link] Von den Strapazen für Solisten erzählt diese kleine Skizze zur Alpenfahrt: [link]
Dieser Tage hatte mich Herbert Walser, Leiter Berufsausbildungszentrum bei der Magna Steyr Fahrzeugtechnik, gefragt, ob ich vorbeischauen möchte. Das war sehr entgegenkommend, denn in den Hallen dieser Company kann man nicht einfach kommen und gehen wie es einem gefällt.
Alexandra Reisinger gab ihr Okay, so bekam ich meinen Zettel und konnte in die Lehrwerkstatt, um zu sehen, daß drei Generationen von Handwerkern zusammenkamen, um das kuriose Projekt ein Stück voranzubringen. Es geht dabei um eine passend modifizierte Plattform, die den ungewöhnlichen Zwecken gerecht wird.
Das ist in vielen Details eher knifflig; wovon ich noch erzählen werde. So entsteht jedenfalls ein Unikat mit besonderem historischen Hintergrund.
+) Die Projekt-Dokumentation [link]