Kunst Ost wendet sich wieder verstärkt den grundlegenden Anforderungen der regionalen Wissens- und Kulturarbeit zu. Das 2015er Kunstsymposion „The Track: Pop | Ikarus“ ist in seinem Untertitel dem Motto „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“ gewidmet.
Das beinhaltet zwei Themenleisten, die längerfristig in Arbeit sein werden: Kunst und Raum. Die eine Leiste gilt den Fragen der Gegenwartskunst und ihrer Bedingungen, die andere handelt von den Bereichen Netzkultur und Raumüberwindung, vom Denkmodell „Zentrum/Provinz“.
Regionale Kultur- und Wissensarbeit muß sich stets auch der Peripherie widmen, kann nicht auf die Zentren konzentriert bleiben. Sonst würden wir bloß Schemata des 19. Jahrhunderts reproduzieren, da sich Zentren bildeten, indem sie ihre Peripherie zur Provinz machten, aus der sie vor allem Ressourcen bezogen, ohne etwas Adäquates zurückzugeben.
Zugleich sollte solche Arbeit heute sachlich fundiert sein und wenigstens den Hauch von Innovation zeigen. Das hat gute inhaltliche Gründe, das ist aber auch ein wichtiger Aspekt von „Förderwürdigkeit“, um Budgets zur Kofinanzierung gewinnen zu können.
Es gab bei uns drei Jahre intensiver Vorarbeit, die klar machen sollte, was zeitgemäße Volkskultur bedeutet. Ich werde unsere Vorarbeit nun einlösen.
Diese Position haben wir am wissenschaftlichen Diskurs der Volkskunde der letzten Jahrzehnte überprüft. Darum, auch, unter anderem, das Motto: „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“, denn ein Wechselspiel dieser Genres eröffnet bemerkenswerte Perspektiven.
Dabei geht es zunehmend um die Rehabilitierung der immer noch abschätzig betrachteten körperlichen Arbeit („Ehre des Handwerks“).
Im Beitrag „Altes Wissen, altes Handwerk“ ist die mehrjährige Aufarbeitung dieses Themas zusammenfassend dargestellt. Siehe: [link]
Dabei konnten wir unter anderem aus dem obersteirischen Projekt „Wissen schafft Region“ wertvolle Anregungen beziehen. Unser Kooperationspartner Günther Marchner (Netzwerk Salzkammergut) ist Koautor des dazugehörigen Handbuchs zum Thema „Wie ländliche Regionen mit Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten können: Ein Kooperationsmodell zur Stärkung der Innovationskraft ländlicher Regionen“; als PDF online unter: [link]
Wir setzen in der regionalen Wissens- und Kulturarbeit von Kunst Ost also weiterhin nicht nur auf Gegenwartskunst, sondern auch auf die Befassung mit benachbarten Themengebieten. Wir achten darauf, in der Praxis nicht zu zentralisieren, sondern bemühen uns um ein regionales Bezugsfeld.
Dazu gehört die Überzeugung, daß es eine zeitgemäße Volkskultur gibt, die über das Folkloristische ganz essentiell hinausgeht. In unserer kulturellen „Arbeit am ganzen Leben“ wird diese Zusammenschau der Genres an der Praxis anderer Länder überprüft.
Das bedeutet auch, die Gegenwartskunst wird hier nicht mit Repräsentationsaufgaben überfrachtet, sondern ist das Gravitationsfeld, auf dem der Möglichkeitsraum für mehrere Genres errichtet wurde.