Bildhauer Winfried Lehmann hat die Verantwortung für das Aprilfestival übernommen. Damit ging ein Projektteil, den Kunst Ost in den vergangenen Jahren erprobt hat, in die Selbstständigkeit. Das ist ein sehr konkretes Beispiel von eigenständiger Regionalentwicklung.
Das Aprilfestival ist mit der Initiative Fokus Freiberg verbunden und Teil der oststeirischen Kulturspange. Hier skizziert Lehmann kurz seine Intentionen:
Ich bin Jahrgang 1934 und wohnte als Bub während des Zweiten Weltkriegs in Wien, im 13. Bezirk, in der Lainzerstraße 60. Das ist neben dem Küniglberg. Heute steht dort auf dem Berg der ORF. Früher war an der Stelle eine Kaserne. Außerdem Flakstellungen zum Abschießen der feindlichen Flugzeuge.
Wir Buben sammelten mit großer Begeisterung Flaksplitter. Das sind Teile der Geschosse. Der Küniglberg war unsere Spielwiese, besonders nach dem Krieg die zerstörte Kaserne. Da ich am liebsten malte und zeichnete, ging meine Mutter nach Kriegsende mit mir in das Kunsthistorische Museum. Damals war es noch ohne Strom.
Von da an war ich dort jedes Monat zu finden. Die Malerei und Bildhauerei hatten es mir angetan. Als mein Vater nach dem Krieg nach Hause kam, sagte er zu mir: „Bub, erst lernst’ was Gescheites und dann kannst du Künstler werden.“
Als Schuhtechniker und Designer hatte ich das große Glück, immer wieder in Städten mit modernen Museen tätig zu sein. Die Highlights darunter: The Museum of Modern Art in Chicago und das National Palace Museum in Taipei in Taiwan.
In meiner Pension konnte ich mich endlich auch praktisch mit der Kunst befassen und selbst künstlerisch tätig werden. Es war mir auch nicht zu dumm, extra nach Holland zu fahren und das Van Gogh Museum zu besuchen.
Ich belegte in Tainach einen Kurs „Bildhauerei und Stein“. Das Gestalten mit Stein hat mich bis zum heutigen Tag nicht mehr losgelassen. Ich besuchte Vernissagen und nahm auch an Ausstellungen teil, um meine Erfahrungen zu erweitern. Ich möchte mit meinen Arbeiten unter anderem auf die Miseren in dieser Welt aufmerksam machen.
Bei einem Gespräch mit Martin Krusche sagte ich, wie schwierig es sei, sich als Künstler zu präsentieren. Er meinte, da müsse ich mich schon selber engagieren und sagte: „Mache doch selbst eine Vernissage und Ausstellung. Gerade so.“ Also organisierte ich 2012 meine erste Ausstellung im Gemeindeamt in Ludersdorf.
Das war eine anregende Erfahrung. Also machte ich 2013 und 2014 im nahen Schloss Freiberg weiter. Ich möchte mich zu dieser Gelegenheit beim Martin und anderen Helfern sehr herzlich bedanken. 2014 bot mir Ing. Ewald Ulrich seine Mitarbeit an. Jetzt hatte ich einen engagierten Profi an meiner Seite. Dieses Jahr kam auch Ing. Helmut Oberbichler dazu. Er ist Medientechniker und macht Videos und fotografiert.
Ich kann mich jetzt vermehrt auch anderen Künstlern widmen. Mir ist sehr wichtig, daß man in den Arbeiten der Künstler den „inneren Menschen“ erkennen kann. Daß die Werke seine Gefühle zum Ausdruck bringen. Wir sind nun ein kompetentes Team, arbeiten gemeinsam und freuen uns auf das kommende Aprilfestival.