Die Konferenz im Bad Mitterndorfer „Woferlstall“ war die letzte formelle Station unseres Gleisdorfer Kunstsymposions. Die Verzweigung in die Obersteiermark unterstreicht die „Kulturspange“, der wir uns momentan widmen. Sie ist ein strukturelles Ergebnis dieses Arbeitsjahres: [link]
Damit ist eine Kooperation mit dem „“ nach außen getragen. Bisher hatten wir back stage gearbeitet. Wissenschafter Günther Marchner konzipierte und moderierte die Station.
Marchner ist mit solcher Kulturarbeit in der Provinz seit Jahrzehnten vertraut. Markus Plasenica, neben mir der zweite Vortragende dieser Session, ist mit Jugendarbeit vertraut, vor allem aber auch mit Regionalentwicklung wie mit den Kräftespielen zwischen Zentrum und Provinz.
Am Tisch fanden wir aber auch Ernst Kammerer, den Geschäftsführer des Tourismusverband Ausseerland-Salzkammergut, oder die Schauspielerin Dorothee Steinbauer, künstlerische Leiterin des CCW in Stainach. Andrerseits Redakteur Thomas Hein vom Radio Freequenns, überdies ein erfahrener Jazz-Promotor, und weitere Interessierte aus der regionalen Kulturarbeit.
Ich erwähne das, weil es mir mit diesem Kontrast in der Besetzung sehr gut gegangen ist. Auch mit der Annehmlichkeit, die vorrangigen Fragen und Überlegungen in einer lebhaften Debatte mit erfahrenen Leuten durchnehmen zu können.
Denn das war für Marchner und mich im Fokus der Veranstaltung: Austausch. Dabei ließ sich auf erfreuliche Art fortführen, was ich in den Gleisdorfer Konferenzen schon erlebt hatte: Wir klopfen den Status quo ab.
Dadurch erfahre ich allerhand über diese und jene Art von Best Practice. Dabei werden außerdem jene Punkte greifbar, die wir als neuralgische Punkte zu betrachten haben, deren Erörterung in der Initiativenszene teilweise eher tabuisiert sind.
So zum Beispiel Fragen danach, was in unseren Metiers eigentlich Professionalität ausmacht, die uns befähigt, teils schwierige Aufgaben unter den bekannt schwierigen Bedingungen zu bewältigen. (Wenn wir davon keine Auffassung haben, können wir auch nicht klären, was Stümperei ist.)
Es nützt uns nichts, anderen zuzurufen, daß sie ihr Verhalten ändern sollten, um unsere Angelegenheiten besser gedeihen zu lassen. In dieser budgetär und politisch belasteten Zeit sollen uns Dinge ja hauptsächlich in eigener Verantwortung gelingen.
Ich meine, es geht darum, öfter zu klären, wozu wir selbst in all dem fähig sind und wofür wir – so oder so – auf jeden Fall die Verantwortung übernehmen, egal, welche Ereignisse unsere Bedingungen stärken oder erschweren.
Es hat mir sehr gefallen, so also mit Profis des Kulturbetriebes zu reden. Wer heute zum Beispiel ein fixes Haus wie etwa das CCW (Culturcentrum Wolkenstein) gegen alle Anfechtungen und Konjunkturschwankungen zu halten versteht, muß ja einiges drauf haben. Wovon handeln derlei Aufgaben?
Programmentwicklung, Budgetsicherung, Umsetzung und Öffentlichkeitsarbeit, all das womöglich parallel zu eigener Kunstpraxis, wo jemand aus der Kunst zur Kulturarbeit gekommen ist; das sind sehr anspruchsvolle Verhältnisse.
Solche Arbeit zwischen Kunstpraxis und Kulturarbeit ist auch mit Zweifel und in einzelnen Abschnitten mit möglichem Scheitern zu erbringen. Da möchte ich sagen: Im Zweifel für den Zweifel! Also mit dem Zweifel arbeiten, statt der Welt vorzugaukeln, man habe immer alles im Griff und es blieben keine Fragen offen.
Auch darüber kann ich gut mit selbstbewußten Profis reden, mit wackeligen Aspiranten auf unklare Positionen in der Kunst dagegen nicht.
Ich halte das für sehr wichtig, weil wir ja belegen können sollten, daß und wie wir unser kulturelles Engagement dagegen schützen, plumper Marktlogik das Feld zu räumen. Was wir tun, muß ökonomisch funktionieren. Aber es gibt eben sehr verschiedene Ökonomien.
So ist etwa Volkswirtschaft etwas anderes als Marktwirtschaft und wer zum Beispiel ein Land wie einen Konzern führen möchte, hat von den Bedingungen zeitgemäßer Demokratie so allerhand nicht verstanden oder vorsätzlich ignoriert.
Wie interessant, all das dann auch mit einem Touristik-Fachmann zu debattieren, der seine Rolle ebenfalls in äußerst komplexen Zusammenhängen stets neu klären muß, denn diese Gegend, das Ausseerland, ist vom Tourismus in einem Ausmaß geprägt, das kennen wir so in der Oststeiermark gar nicht.
In solchen Besetzungen müssen wir weiter unter Profis die Bedingungen und Anforderungen unserer Metiers erörtern. Daran liegt mir viel. Weg von diesem Obskurantismus, in dem noch jedes Scheitern als glänzender Erfolg zurechtgeschminkt wird, in dem Scheitern als Versagen und Ratlosigkeit als Blamage gelten.
Ich mag es, mit sachkundigen Leuten nachzusehen, wo unsere Schmerzgrenzen sind, wie unsere Sackgassen aussehen. Was uns gut unterwegs sein läßt, ist eine Arbeit und auch ein Arbeitsethos, mit denen diese Seiten in uns nicht ausgeblendet werden.