Medienkompetenz in der Kulturarbeit

Falls Worte wie Debian oder Ubuntu bei Ihnen noch keine Assoziationen auslösen, halb so wild. Da geht es um die Hausbibliothek eines Computers, um die Innereien des Maschinchens. Dafür engagiert man sich erfahrene Leute, falls man Probleme lösen muß, das zählt noch nicht zum Allgemeinwissen.

Mirjana Peitler-Selakov (links) und Bernadette Moser in GleisdorfAber wenn bloß ein Rechner mit einem Projektor verbunden und um Lautsprecher ergänzt werden soll, müßte es ohne extra geholte Fachkraft klappen. Auch wenn einem VGA eher nichts sagt und wenn irgendwelche Adapter große Klinkenstecker in kleine überführen sollen.

Und überhaupt: Kabel! Es sind schon allerhand Kabel nötig, wenn heute bloß herkömmliche Bürotechnik bewältigt werden will. Dann kann es aber immer noch sein, daß der Projektor nicht anspringt, weil die Lampe verglüht ist. Oder stecken doch bloß die falschen Kabel dran?

Aber kann das Teil jetzt USB zwo? Und warum gibt es zur USB-Schnittstelle jetzt schon drei verschiedene Stecker? Genau! Man braucht Kabel! Passende Kabel.

Das sind einige Fragen zur Handhabung der Werkzeuge. Dazu gehört etwa, daß es inzwischen Miniaturcomputer gibt, die man für recht wenig Geld bekommt und mit dem nötigen Know how äußerst vielseitig nutzen kann.

So klein und schon ein Computer: Der Raspberry Pi

Das Erscheinen des „Raspberry Pi“ ist an mir völlig vorübergegangen und war mir eben total neu. Stichwort: Kreditkartencomputer. Das bedeutet nicht, man brauche eine platinene Kreditkarte, um ihn kaufen zu können, sondern die Platine hat nur annähernd Scheckkartengröße.

Das sind Technologiefragen, über die ich meine Medienkompetenz grade etwas aufpolieren konnte. Dazu kommen natürlich Inhaltsfragen, denn was nützen mir Medien, wenn es mir an Content mangelt, den sie transportieren könnten?

Das war eben eine interessante Debatte mit zwei Frauen, denen beides wichtig ist: Inhalte und angemessene Technologie. Bernadette Moser ist Künstlerin und außerdem bei der IG Filmen [link] engagiert. Der Erwerb von Medienkompetenz in Eigenverantwortung ist ein zentraler Punkt und sollte Kunstschaffenden generell ein Anliegen sein.

Museum, altes Handwerk, Gegenwartskunst, Computertechnologie...

Mirjana Peitler-Selakov ist Diplomingenieur der Elektrotechnik, zugleich Kunsthistorikerin. Sie hat mit dem GISAlab (Girls_In_Science_and_Art) ein Kunst-, Wissenschafts- und Forschungsprojekt für Mädchen gegründet: [link]

Inhalte. Eigenverantwortung. Medienkompetenz. Angemessene Technologie. Wenn wir das mit entsprechender Kunstpraxis verknüpfen können, so ganzjährige Präsenz erreichen, die von relevanten Diskursen begleitet wird, haben wir in der Provinz eine neue kulturelle Situation.

Relevante Diskurse meint Fragen zur Gegenwartskunst und zur Kulturpolitik. Die müssen erst einmal im Milieu der Kulturschaffenden stattfinden, die müssen aber auch Teil öffentlicher Diskurse werden.

Anforderungen, deren Einlösung wir hier, in der Energieregion Weiz-Gleisdorf, durchaus schon belegen können. Und zwar über einen längeren Zeitraum.

Bei all dem ist kurios, daß wir eben im Gleisdorfer MiR: Museum im Rathaus zugange waren, wo noch eine weitere Woche lang eine Ausstellung über altes Handwerk läuft. Das hat mit allem insofern zu tun, als wir bei Kunst Ost gerade damit befaßt sind, gemeinsame Wurzeln von Handwerk und Kunstpraxis zu überprüfen.

Diese Möglichkeit hat unter anderem eine wichtige Funktion in der Suche nach jenen Mechanismen, welche eine grundsätzliche Wertschätzung einiger Kompetenzen begünstigen, die hier wie da Grundlage sind. Das sollte uns helfen, die Wertschätzung für den Kunstbetrieb anzuregen, wobei im Gegenzug das Verständnis anderer Gewichtungen bei Kulturschaffenden greifbarer werden sollte.

Quelle: WOCHE Nr. 41/2014

Dafür haben wir in der bisherigen Vorarbeit einige Themenlinien zusammengeführt und einige Fragen in die öffentliche Debatte getragen. Die Betonung der Fragen zum Handwerk erschien eben als Kommentar in der aktuellen Ausgabe der WOCHE; siehe Seite 4: [link]

Ein Signal. Eine Markierung. Für uns wichtig, dieses inhaltiche Engagement in die Alltagswelt der Menschen unserer Region zu tragen.

Nun sollen sich Prozesse und Arbeitslinien verdichten, in denen wir greifbar machen wollen, was unsere Themenstellung für die kommenden Jahre meint: „Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, der Geist in der Maschine“.

— [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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