Selman Trtovac ist eben aus Beograd angekommen. Unsere abendliche Zusammenkunft war schon wie ein kleines Aufwärmen für die erste von zwei Kunst-Konferenzen in unserem Symposion.
Wie verhalten sich Staat, Markt und utopische Räume zueinander? Welche Strategien mag man als Kunstschaffender anwenden, um zwischen diesen Positionen existieren zu können?
Wir reden über innere und äußere Strategien. Wir sprechen aus der Erfahrung, da Kunstschaffende sich auch korrumpieren lassen. Freilich ist das ebenso Teil künstlerischer Werke.
Doch all das überläßt uns schließlich noch der Anforderung, mit künstlerischen Mitteln ein Wahrnehmungs- und Kommunikationssystem zu errichten, zu erhalten, daß extrem komplex ist und dabei keine allgemein verbindliche Kodifizierung kennt.
Es ist ja einer der radikalen Aspekte dessen, was sich Menschen unter „Freiheit der Kunst“ vorstellen, daß eben – wie erwähnt – kein allgemein verbindlicher Kodex mir oder dir eine gewisse Syntax, Grammatik, bestiemmte Sprach- oder Bildkonventionen, was auch immer auferlegen kann.
Auf diesem Terrain ästhetische Erfahrungen zu sammeln, also Wahrnehmungserfahrungen, ist für die Alltagsbewältigung ebenfalls wertvoll. Und mehr als das, es heißt, menschliche Möglichkeiten ausbauen und erhalten, die keinen trivialen Zwecken unterworfen sind.
Wozu das gut sein soll? Wozu ist es gut, kein Sklave zu sein und in seinen Möglichkeiten nennenswert über dem Getaltungsspielraum eines Regenwurms zu rangieren? Wo ich das erklären muß, wird es eventuell nicht verstanden werden.
Uns bleibt vor allem, Spielräume freizuhalten und dann auf Reisen zu gehen. Unterwegs können wir einander erzählen, was wir erleben. Und wenn wir von solchen Reisen zurückkommen, manchmal reicher, manchmal zerschunden, derangiert, hat das ja auch seine Konsequenzen.
Also bis morgen!
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