Für das 2014er-Symposion hat Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov sich entschieden, die zwei Hauptereignisse mit Radenko Milak und Jelena Juresa zu besetzen. Beide begnügen sich nicht mit einem Blick auf 1914.
Milak durchmißt das 20. Jahrhundert, indem er die Geschichtsschreibung untersucht, wie ein Teil von ihr durch Massenmedien und populäre Bilder generiert wird. Diese Reflexion gibt er in einer aufwendigen Arbeit wieder: „Beyond Memory“.
Jelena Juresa untersucht das radikale Jahrhundert am Beispiel einer Familiengeschichte, innerhalb derer sie ein Frauenleben exemplarisch herausarbeitet, über verschiedene mediale Mittel sichtbar macht.
Zu ihrem Konvolut aus Bildern, Texten und Videos, die wir zeigen, ist in der Edition Fotohof (Salzburg) ein umfangreiches Buch erschienen, das wir präsentieren: „Mira“.
In solchen Schritten bleiben wir nicht bloß auf symbolischer Ebene, wir rücken beim Symposion auch dem realen Leben mehrfach näher.
Den intensivsten Berührungspunkt erreichen wir dabei gewiß mit der Lesung des bosnischen Dichters Muhidin Saric. Der Autor hat in den 1990er-Jahren die Konzentrationslager des Raumes Prijedor überlebt, hat also eine sehr radikale Innenansicht einiger Themen, die uns wichtig sind.
Wo wir Saric in unsere Mitte bitten, wollen wir damit auch ein Stück jener Welt des Geistes befestigt wissen, gegen die jede Soldateska sehr schnell vorgeht, obwohl eben diese Geisteswelt und die Sphäre der Kunst in Friedenszeiten oft mit einer erdrückenden Geringschätzung bedacht werden.
Wenn Saric erleben mußte, daß bewaffnete Kräfte ihm gewalttätig mitteilten, er sei überflüssig, unerwünscht, des Lebens nicht wert, dann liegt es an uns allen, solche Botschaften mit deutlicher Stimme zu revidieren, zu entkräften.