Kulturpakt: Historie I

Der Kulturpakt Gleisdorf wurzelt in einer Phase grundlegender Veränderungen der Oststeiermark. Einige Bezirksgrenzen wurden neu gezeichnet und die steirischen Großregionen definiert. Eine Verwaltungsreform zog Gemeindefusionen nach sich und LEADER-Regionen wurden durch Zusammenlegungen neu geordnet.

Ein wesentliches Element des Kulturpakt Gleisdorf ist die konkrete Auseinandersetzung mit Fragen der Kunst.

In diesem Abschnitt vielfacher Veränderungen fragten sich Menschen mit Interesse am Kulturgeschehen, wie man radikale Budgetkürzungen ausgleichen könne und wie eventuell neue Verfahrensweisen im kulturellen Engagement aussehen sollten.

Mit „Kunst Ost“ hatte der in Gleisdorf ansässige kultur.at: verein für medienkultur 2009 das überhaupt erste steirische LEADER-Kulturprojekt realisiert. Die Kommune Gleisdorf ließ sich dabei auf so manches Experiment ein. Auch die Energieregion Weiz-Gleisdorf war gefordert, diesen Versuch, antiquierte Positionen der Kulturpolitik zu verlassen, nicht zu ignorieren.

Im Kern lautete eine der Fragen bei Kunst Ost, wie man aus der Pose von Subventionsempfängern zu Kooperationspartnern verschiedener Einrichtungen des regionalen Lebens werden könne. Dabei bliebe stets eine spezielle Aufgabenstellung im Fokus: Es ging vorrangig um Gegenwartskunst und ihre Rahmenbedingungen.

Das Grundprinzip des Kulturpakt Gleisdorf: Konkrete Schlüsselpersonen bleiben in Eigenverantwortung mit ihren Leuten und Teilprojekten völlig autonom, verständigen sich aber im Kulturpakt über gemeinsame Vorhaben. (Von links: Winfried Lehmann, Michaela Knittelfelder-Lang und irmgard Eixelberger.)

Es ging auch darum, daß die Provinz darauf verzichten möge, kulturelle Modi der Landeshauptstadt zu kopieren, um statt dessen eigene Schwerpunkte und Arbeitsweisen zu entwickeln, die speziell folgende Behauptung rechtfertigen mögen: Provinz heißt nicht provinziell.

Daraus erwuchsen kontrastreiche Abschnitte, auch manche Reibungspunkte und Konflikte. Immerhin ging es der Politik, der Verwaltung, teils der Wirtschaft und verschiedenen Kulturschaffenden in der Auseinandersetzung mit Kunst Ost darum, eine vertretbare Praxis zu finden, in welcher höchst unterschiedliche Charaktere an gemeinsamen Interessen arbeiten können.

Anders ausgedrückt, hier fanden für einzelne Projekte Menschen mit ganz unterschiedlichen Arbeitserfahrungen und Prioritäten zusammen und rangen über Jahre um diesen und jenen Konsens. Ein in der Region bisher völlig singulärer Vorgang, dem sich hauptsächlich Funktionstragende der Stadt Gleisdorf stellen.

Was sich dann mit Ende der LEADER-Periode 2010-2013 herauskristallisierte, war eine Praxiszone, die zwar von Gleisdorf ausging, in ihrem Horizont und Handlungsspielraum aber nicht auf diese Gemeinde beschränkt ist.

Typischer Kulturpakt-Vorläufer: Eine Kulturkonferenz im Jahre 2009 (im Forum Kloster) mit energischen Debatten Kunst- und Kulturschaffender

Wer hier aus interessanten Fragestellungen zu einer Art kollektiver Kulturpraxis finden mochte, um sich gemeinsam mit anderen engagierten Leuten größeren Vorhaben zu widmen und dafür auch adäquate Budgets zu beschaffen, konnte bei öffentlich zugänglichen Plenartreffen andocken.

In den Archiven von Kunst Ost ist das erste Kulturpakt-Memo mit dem 25.11.2011 datiert. Darin heißt es unter anderem: „Wir suchen also neue Kooperationsformen zwischen a) Politik & Verwaltung, b) Wirtschaft und c) privaten Formationen/Vereinen.“

Da steht weiters: „Wir bemühen uns, inhaltlich die drei Bereiche Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft zu verknüpfen, in Wechselwirkung zu bringen.“ [Fortsetzung]

— [Historie, Teil II] [Kulturpakt III] [Generaldokumentation] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Reflexion und Grundlagen abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.