Dort draußen sind kaum Winkel, die es einem Raucher erlauben, sich einer Zigarette hinzugeben. Autor Helmut Schranz lacht langsam wieder, weil die Schmerztherapie nun klappt. Er hat eine höchst eigentümliche Art, sich mit einer Hand das gebundene Haar am Hinterkopf zu ordnen.
Ich durchforsche seine Züge. In mir ist ein rasendes Interesse an den Erfahrungen von Menschen, denen eine Anfechtung ihres Lebens aufgebürdet wurde. Mit Normalos läßt sich nicht darüber reden, weil sie einfach keinen Tau haben, womit man es da zu tun bekommt.
Ich brauche dafür jene als Gegenüber, die sich aus eigener Erfahrung auskennen, um selber herauszufinden, wie sicher man nach solchen Anfechtungen in der Welt wieder sein kann. Ich hab dem die ersten zehn Jahre danach überhaupt nicht trauen können und bin bis heute weder die Verunsicherung noch die Schmerzen los. Da ist also von sehr fundamentalen Erschütterungen die Rede.
Wir haben heute eine kleine Übereinkunft getroffen. Er möge sich doch für das Leben entscheiden und einige weitere Jahre herausholen. Da ist noch Klärungsbedarf. Als Literat ist Schranz der Avantgarde zuzurechnen. Daran ist nichts Gefälliges. Das aber brauche ich.
Es liegen mir momentan etliche Fragen zur Kunst auf dem Tisch, um nicht zu sagen auf der Seele. Dazu bedarf es kluger Leute, die ohne jede Eitelkeit über Kunst nachdenken. Davon habe ich nicht gar so viele um mich.
Es geht aber auch um ein paar ganz persönliche Sentimentalitäten. Ich bin sein Kum. So heißen Trauzeugen bei den südslawischen Leuten. Als Schranz die Montenegrinerin Vera heiratete, war ich aus mehreren Gründen die naheliegendste Wahl für die Aufgabe des Beistandes.
Nun muß der Schranz sich in dieser Welt erst wieder ein wenig zurechtrücken. Das ist ein erhebliches Kräftespiel. Also Zeit, um eine Markierung zu setzen, an der wir uns zur Arbeit treffen sollten. Im kommenden Herbst, meine ich: [link]
+) Blick zurück in Sachen Schranz I: [link]
+) Blick zurück in Sachen Schranz II: [link]