Zur Erörterung kulturpolitischer Fragen der Provinz geht es nun in das (politische) Zentrum des Zentrums, in das Parlament. Die Podiumsdiskussion „zentral.lokal — Kunst und Kultur in den Regionen“ am kommenden Dienstag ist folgendermaßen aufgestellt:
— Josef Ostermayer, Bundesminister für Kunst und Kultur
— Maren Richter, Kuratorin und Kunstkritikerin
— Martin Krusche, Kunst Ost
— Rainer Rosegger, Rostfest
Moderation: NAbg. Elisabeth Hakel; Details: [link]
Wer 2013 unser April-Festival verfolgt hat, wird dort Rainer Rossegger eventuell schon begegnet sein; das war unsere KOMM.ST 1.3-Session: „Neue Kunst | Alte Orte“ [link]
Maren Richter war künstlerische Leiterin der letzten steirischen „regionale“ im Jahr 2012. Wir hatten 2011 in der Provinz eine Konferenz erlebt, zu der ich unter anderem notierte: „Das anschwellende Geplapper all der vormaligen Kulturmanagementkurszöglinge ist längst so laut geworden, daß ich mich an manchen Orten selbst nicht mehr denken hören kann.“ [Quelle]
Richter wußte zum dem Zeitpunkt wohl noch nicht, wie schwierig ihr Job sein werde. Für mich ist erfreulich, daß ich nun mit sehr sachkundigen Leuten am Tisch sitzen werde. Die aktuellen Veränderungsschübe sind ja nicht bloß eine Last, sie bergen auch sehr spannende Optionen, den Lauf der Dinge stellenweise völlig neu zu gestalten.
Ein entscheidender Punkt wird dabei sein, ob wir in der „Initiativenszene“ den Mumm haben, jene selbsterzeugten Legenden, die wir inzwischen auch selbst zu glauben begonnen haben, abzuhaken. An deren Stelle würde ich gerne stichhaltige Befunde über den Status quo sehen.
Die sollten wir dann nicht für neue Klagelieder benutzen, denn ich denke, ich kenne alle Klagen zeitgenössischer Kulturschaffender, die sich in den letzten zwanzig Jahren einem gequälten Herzen innerhalb der Branche entrungen haben.
Dieser Schmus interessiert mich nicht. Es geht mir um taugliche Schlüsse aus präzisen Befunden. Es geht mir um adäquate Strategien und Handlungspläne. Damit bliebe dann bloß noch die Frage wann es losgeht. So stelle ich mir das vor.
Alles andere an Befindlichkeitsprosa und dem Verteilen von Blumensträußen sei jenem soziokulturellen Kameradschaftsbund überlassen, der sich inzwischen formiert und etabliert hat.
Wir haben derweil genug zu tun, jene Inhalte zu klären und jene Budgets zu akquirieren, die nötig sind, damit Innovation eine Chance kriegt sich einzustellen. Ob sie sich dann einstellt, die Innovation, muß die Zukunft weisen. (Sie vorab als kommend zu erklären ist unseriös.)
Die Inhalte werden wir wohl nur in uns selbst finden. Die Budgets müssen wir hauptsächlich von außen holen, denn was in der Provinz an Kulturbudgets verfügbar ist, erweist sich als weitgehend im laufenden Betrieb gebunden.
Da ist kein bis kaum ein Geld für Experimente und für das, was mir sehr wichtig erscheint: Zeit, um Dinge zu entwickeln und zu erproben, um prozeßhaftes Arbeiten zu sichern, das nicht auf schnelle Ergebnisse zielt, denn die sind in diesem Bereich nicht machbar. Da geht gar nichts schnell.
Die letzten Jahre haben gezeigt: Alle ausgeschlafenen Leute quatschen mir von Entschleunigung, von mehr Sicherheit für Beschleunigungsopfer, von einem prozeßhaften Arbeiten vor schnellen Effekten. Aber wenn es hart auf hart geht und/oder Geld knapp wird, haben wir sofort wieder alte Hierarchien und übliche Vollgas-Szenarien auf dem Set.
Ich muß daher fordern: Seriöse Arbeit vor Vollgas!
+) Was ist der Kulturpakt Gleisdorf?
+) Kulturpolitische Positionen
— [Generaldokumentation] —