Manchmal scheint es mir beunruhigend, wenn Dinge gelingen. Es ist eine merkwürdige Spannung in den Prozessen, wo Erdachtes zur Realität wird. Ich hab mich in den letzten Jahren darum bemüht, eine brauchbare und machbare Vorstellung von kollektiver Kulturarbeit herauszuformen und zu erproben.
Das war nicht nur als schöner Gedanke angelegt, es war auch eine Reaktion auf das merklich brutale Kräftespiel im Kielwasser jener Krisenmomente, die sich 2008 am Einbruch der Investmentbank Lehman Brothers entzunden haben.
Wir hatten freilich genug hausgemachte Probleme in der kulturpolitischen Lage der Steiermark, die sind aber spätestens ab Ende 2010 durch die internationalen Krisenmomente auf lebhafte Art verschärft worden.
Was scheint nun in einem wesentlichen Abschnitt gelungen zu sein?
Mir sind meine Motive als Künstler klar. Ich arbeite permanent an Fragestellungen, aus denen sich Aufgabenstellungen ableiten lassen, denen ich mich wesentlich mit künstlerischen, aber auch mit rein diskursiven Mitteln widme; und – wie angedeutet – mit einer kollektiven Form der Kultur- und Wissensarbeit.
Im Wechselspiel solcher Optionen ereignet sich übrigens nun seit einem Jahrzehnt das Projekt „The Long Distance Howl“.
Dabei spielt die Frage der Kommunikations- und Kooperationslage eine wesentliche Rolle. In der Grundidee, es mögen für konkrete Projekte Personen kooperieren, die für Staat, Markt und Zivilgesellschaft stehen, bewährt sich gerade etwas. Es wird als Kulturpakt Gleisdorf zunehmend greifbar.
In „Kulturpakt: Kurzer Sprint“ habe ich kürzlich skizziert, wie eine kontinuierliche (Vor-) Arbeit im Kollektiv mitunter strukturelle Sprünge ermöglicht.
Derweil formiert sich eine nächste kleine Gruppierung engagierter Kulturschaffender, mit der ich eben Schritte in den kommenden Herbst erarbeite. Die Künstlerinnen Irmgard Hierzer, Michaela Knittelfelder-Lang und Hertha Tinchon sowie Sigrid Meister, Kustodin des Gleisdorfer „Museum im Rathaus“, hatten reagiert, als ich zu einer Ideenentwicklung einlud.
Im Rathaus gibt es einen „Geschichtsraum“, Teil der Museums, der die Historie Gleisdorfs zu jener der Steiermark und der Welt in Beziehung setzt; ab dem Beginn unserer Geschichtsschreibung.
Nun warf ich die Frage auf, ob wir diesen mit einer „Erzählung“ belegten Geschichtsraum zu einem Möglichkeitsraum machen können, wo wir mit jener präsenten Erzählung und auch zu einander quasi in Dialoge treten mögen.
Es besteht inzwischen Konsens, das anzugehen. Wir werden es als ein Element des heurigen Gleisdorfer Kunstsymposions entwickeln, also auch thematisch binden und als zeitgeschichtliche Betrachtung ausführen.
Das ist gestern eindeutig auf den Punkt gekommen. Gestern kam auch die Lieferung mit dem zweiten Büchlein [link] zur Publikationsreihe unseres Kuratoriums für triviale Mythen; gerade noch rechtzeitig, denn in wenigen Tagen werden wir eine Station in Markt Hartmannsdorf absolvieren, zu der ich diese Publikation auflegen möchte: [link]
Überdies kam gestern Post von Medienfachmann Heimo Müller, die sich höchst erfreulich in diese Momente fügt: „Lieber Martin, bin retour aus der e-mail freien Osterzeit, und hab mich bis zu deine Super Nachricht durchgearbeitet. Gratuliere, wenn du Input von mir brauchst, lass es mich wissen. Das Blogmobil ist startbereit und vollgetankt. Liebe Grüße! Heimo“
Man darf aus all dem schließen: Manchmal beneide ich mich selbst.
— [Generaldokumentation] —