Ich gehe gerade durch eine Reihe von Vorgesprächen. Gestern war ich mit Experimentalbäckerin Ida Kreutzer in einem sonnigen Winkel, wo der Kaffee in Strömen fließt. Wir hatten einen Konsens-Check zu absolvieren, denn sie wird in unserer kommenden Session einen „Kriegskuchen“ auf den Tisch bringen: [link]
Das bedeutet, wir haben allerhand Kuchenrezepte aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts in Griffweite. Der besondere Akzent in den Zeiten des Unglücks. Welche Geschmäcker waren das? Welche symbolische Bedeutung ist dabei aufzufinden?
Es wird außerdem eine zeitgemäße Parallel-Torte geben, um einen Kontrast herauszuarbeiten. Für die Kriegstorte scheint klar zu sein, daß sie auch unter zeitgemäßen Küchenbedingungen entstehen soll. Gastgeberin Jaqui Pölzer hat uns die Benutzbarkeit eines antiquierten Feuerofens in Aussicht gestellt.
Da für die Teigzubereitung keine Küchenmaschine in Frage kommt, hat Kreutzer die Notwendigkeit eines „Back-Sklaven“ erwähnt, dem das Rühren des Teiges übergeben werden soll.
Gerüchte besagen, daß Maler Michael Ramminger dazu tadellose Talente vorzuweisen habe. Mit dem saß ich eben für eine andere Station an einem Tisch, den auch Michaela Knittelfelder-Lang und Daniel Wetzelberger mit uns teilten.
Das ist für mich eine vergnügliche Strecke, eine Verdichtung der Schritte in unserem April-Festival. Ich hab übrigens nicht bloß mit Ida Kreutzer, sondern auch mit einigen anderen inspirierten Menschen über die Aussicht gesprochen, eine „Gang Of Excellence“ zu formieren.
Das meint einen informellen Kreis von Leuten mit höchst unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungshintergründen, mit denen in prozeßhaft verlaufenden Möglichkeitslinien dann solche gelegentlichen Verdichtungen stattfinden.
Dabei wird das Kuratorium für triviale Mythen nun eine stärkere Rolle spielen. Es geht um einen Arbeitsansatz, den ich in „Wo sich Werkstatt und Atelier berühren“ begründet habe: [link]
Ida Kreutzer („Made by Ida“) verbindet in der Summe ihre Tätigkeiten Handfertigkeit und Kopfarbeit auf sehr markante Art. Es kristallisiert sich in derlei Zugängen deutlich heraus: Dabei geht es immer auch um die Arbeit am Ganzen. Kulturwissenschafter Günther Marchner („Consalis“) sieht da allerhand Anknüpfungspunkte.
Medienfachmann Heimo Müller („Blogmobil“) ist es ebenso gewöhnt, über Genre-Grenzen hinauszudenken. Astrid Kury („Akademie Graz“) Zeit sich neugierig, welche konkreten Ansatzpunkte sich nun dingfest machen lassen werden. Auch Anja Alexandra Weisi-Michelitsch („Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur“) wird im Herbst mit an den Tisch kommen, um zur Klärung von aktuellen Prioritäten beizutragen.
Mirjana Peitler-Selakov ist in ihrer Eigenschaft als Ingenieurin zur Zeit wieder ganz tief in die Welt der Technik hineingegangen („maxim integrated“), wird aber das Kunstfeld nicht völlig verlassen. Sie kennt die Felder, wo analoge und digitale Welten in einander übergehen.
Eine wesentliche Arbeitslinie, die schon aus den letzten Jahren heraufreicht, hat Selman Trtovac („Issuu Perpetuum mobile“) geprägt. Mit ihm teile ich diese durchaus ironisch gefärbte Position „Das kann ich auch“.
Es ist ja eigentlich ein Statement gegen den Mangel an Wißbegier. Dabei geht es überdies um eine aktuelle Klärung, was uns die Kunst sei und welche Strategien wir suchen, anwenden, um ein Leben in der Kunst zu führen.
Dabei gehen wir von seiner Arbeit „Strategie der Kunst“ aus: [link]
Zu all diesen inhaltlichen Arbeitsschritten dürfen wir heuer auch zwei exzellente Ausstellungen zeigen, womit sich mein Vergnügen rundet, denn ich darf einmal mehr betonen: Provinz, das heißt keinesfalls „provinziell“.
Das Gleisdorfer Kunstsymposion bietet im Dialog zwischen Österreich, Bosnien und Serbien zwei Ausstellungen, mit denen wir einige bemerkenswerte Momente des zwanzigstens Jahrhunderts beleuchten.
+) Radenko Milak (Ausstellung): 12. September 2014, 19:00 Uhr
+) Jelena Juresa (Ausstellung): 18. Oktober 2014, 19:00 Uhr
Dazwischen absolvieren wir auch die
+) Lange Nacht der Museen: 5. Oktober 2014
Das Gleisdorfer Kunstsymposion 2014: [link]
— [Generaldokumentation] —