Karl Bauer hat sich etwas vorgenommen, was auf den ersten Blick unterschätzt werden könnte. Sein Bemühen um eine Personale des 2004 verstorbenen Malers Helmut Arnez ist ein wichtiger Beitrag, das geistige Klima dieser Region zu bestimmen und in seiner Tiefe auzuleuchten.
Zugang zur Kunst und überdies eigene Kunstpraxis war die letzten tausend Jahre nur kleinen Kreisen möglich. Etwa bis zur Renaissance dominierte ein Verständnis der Dinge, wonach Kunstschaffende ein Handwerk im Dienste höherer Prinzipien ausführen. Sie selbst blieben unbedeutend. Das Werk zählte als Repräsentanz des höheren Prinzips.
Daß später dem Betrachter wie dem Künstler ein eigener Standpunkt zugestanden wurde und die Werke sich von den antiquierten „höheren Aufträgen“ ablösen durften, handelt von radikalen Prozessen. Sowohl unter dem Publikum wie bei den Kunstschaffenden konnte sich das „Ich“, das Individuum, emanzipieren.
In solchen Zusammenhängen entstanden völlig neue Welt- und Menschenbilder. Wir blieben noch einige Jahrhunderte Untertanen, doch nach 1918 kamen ganz andere Kräftespiele zur Wirkung.
Natürlich hatten die Zentren Europas uns viel voraus, aber auch in der Provinz entfalteten sich durch inspirierte Menschen Felder, auf denen ein geistiges Leben Platz fand, das davor unter den Mühen des Alltags und den stellenweise räuberischen Ansprüchen der Herrschenden keine Chance gehabt hätte.
Arnez stammt aus Hartberg, war in Fürstenfeld ein Schüler von Hans Fronius gewesen, erweiterte sich als Erwachsener seinen Horizont durch viele Studienreisen quer durch Europa. Er lebte in Hartberg und Pischelsdorf, war ab 1956 konsequent als Maler präsent, ist also ein Künstler der Oststeiermark.
Seiene Arbeit ist ein Beispiel für die Prozesse, in denen sich unser aller Sehen im 20. Jahrhundert verändert hat.
Aus solchen Biographien entstanden jene kulturellen Vorleistungen, auf denen auch unser heutiges Tun ruht. Maler der Oststeiermark wie Helmut Arnez, Kurt Weber oder Hannes Schwarz schufen Fundamente für das derzeitige regionale Kulturgeschehen.
+++) Donnerstag, 27. März 2014
18:00 Uhr: „Ich lebe von dem Einen und lebe für das Andere!“
Helmut Arnez (1929-2004)
Vernissage, Ausstellung.
Einführende Worte von Günther Holler-Schuster (Neue Galerie, Graz)
Ausstellungsdauer bis 6. April 2014
Öffnungszeiten: FR 14:00-18:00 Uhr, SA 10:00-18:00 Uhr,
SO 14:00-18:00 Uhr und nach Vereinbarung,
Anruf unter 0664/17-00-100
Im MIR (Museum im Rathaus), Rathausplatz 1, Gleisdorf
Verantwortlich: Karl Bauer (Vetart Kunstforum)
Alle weiteren Details zum April-Festival im Internet unter: [link]
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