Das Poststück trug folgende Überschrift: „Call für die Vergabe von grenzüberschreitenden Kunst- und Kulturprojekten im Gedenkjahr 2014“.
Die Erläuterung besagte unter anderem: „Call zur Einreichung und Förderung grenzüberschreitender Kunst- und Kulturprojekte aller Sparten unter Beteiligung internationaler Kunst- und Kulturschaffender, sowie Wissenschaftlerinnen / Wissenschaftlern aus dem Raum Südosteuropa.“
Es gibt keinen Anspruch auf Förderung. Man sollte also nicht damit rechnen, ein ausgeschriebenes Budget auch zu bekommen. Dennoch ist es jedesmal ein frustrierender Moment, wenn eine Absage ins Haus flattert.
Von 20 ausgeschriebenen Projektbudgets (á 20.000,- Euro) hat das Land elf vergeben. Bleibt der Rest im Topf? Hat man lieber konzentriert und so weniger einreichenden Initiativen mehr Budget gesichert? Wer erhielt die Zuschläge wofür? Wurden größere Formationen bevorzugt?
Wir wissen es leider nicht. Die genaueren Kriterien für die Vergabe sind unbekannt. Die Gründe für die Ablehnung unseres Projektes sind unbekannt.
Es gibt dabei für mich vor allem ein Problem:
Ich weiß nicht, mit wem ich es zu tun habe. Möchte ein potentieller Kooperationspartner möglichst fruchtbare und inhaltlich relevante Zusammenarbeit erreichen, sollten mögliche Beteiligte so genau wie nur denkbar wissen, wo ein Gegenüber gerade seine oder ihre Prioritäten sieht.
Darauf könnte man sich beziehen, könnte aber auch begründen, warum man eventuell selbst den Fokus an eine andere Stelle verschieben möchte. Es wäre sogar angemessen, sich bei so einem großen Thema („1914 / 2014“) darüber auseinanderzusetzen, welche Fokussierung überhaupt relevant sei und welche allenfalls nachrangig.
Damit meine ich, ein Kulturreferat, dessen Team sich in Geschäftspartnerschaft mit den Kunst- und Kulturschaffenden des Landes sieht, könnte vom Ausschreibungsprinzip „fire and forget“ abgehen, bei dem es dann den Beobachtern überlassen ist, die Einschläge zu zählen und zu bewerten.
Statt dessen wären Arbeits- und Kommunikationsprozesse interessant. Politik und Verwaltung könnten mit uns Primärkräften in Dialoge treten, um wesentliche Themenstellungen zu entwickeln und so relevante Ergebnisse zu unterstützen, statt etwa eine „Nummern-Revue“ zu bewirken, in der ein Thema über Titel abgehandelt wird.
Was ich damit meine?
Ich arbeite mit meinen Leuten seit 2012 am Thema „1914 / 2014“ und hab der Aufgabenstellung im Vorjahr ein Auftakt-Symposion gewidmet, das von einem Dialog zwischen Österreich, Bosnien und Serbien handelte: „The Track: Axiom | Südost“ [link]
Weshalb? Weil ich mit südslawischen Leuten überhaupt erst einmal debattieren wollte wie SIE auf dieses Datum blicken und was ihnen dabei wesentlich erscheint. Das war die Vorstufe zum heurigen „The Track: Axiom | 2014“ [link]
Die amtliche Absage besagt: „Von insgesamt 39 sehr ambitionierten Einreichungen wurden 11 Projekte ausgewählt, die alle inhaltlichen und formalen Kriterien erfüllt haben.“
Ambitioniert? Da würde ich gerne wissen, mit welcher Qualifikation zur Sache jemand meine Arbeit als „ambitioniert“ einstuft.
Weiter im Text: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Projekt nicht zum Zug gekommen ist und darf Sie gleichzeitig einladen, sich am ‚Call für grenzüberschreitende Kunst- und Kulturprojekte 2015’ wieder zu beteiligen.“
Dazu wäre es nun unverzichtbar, daß die Behörde sich in der Sache etwas deutlicher mitteilt. Was sind also nun Kriterien, die erfüllt oder verfehlt werden können? Wohin zielt die Kulturabteilung mit ihrem Wollen und ihrem Mitteleinsatz? Ist man gerüstet, das enorme Zentrum-Provinzgefälle in der steirischen Mittelvergabe zu bearbeiten? (Zur Erinnerung, zirka drei Viertel des steirischen Kulturbudgets verbleiben in Graz.)
Doch eine ganz vorrangige Frage bleibt in all dem, ob sich die Verwaltung weiterhin nur als administrative Stelle zum Abwickeln von Projekten und Abrechnen von Budgets sieht, oder ob sich da ein Verständnis entwickeln kann, wonach wir Geschäftspartnerinnen und -partner sind, die sich zu gemeinsamen Vorhaben zusammenfinden, was eben EINE Bedingung vor allen anderen hat: Angemessene Kommunikation.
Postscriptchen:
Das ändert natürlich nichts an unserer diesbezüglichen Arbeit und am kommenden Gleisdorfer Kunstsymposion. Ich muß jetzt bloß die Konzeption überarbeiten und mich mit Akteurinnen wie Akteuren neu verständigen.
+) Die Absage im vollen Wortlaut: [link]
+) Das Gleisdorfer Kunstsymposion 2014: [link]
— [Generaldokumentation] —