Nach den letzten Jahren, in denen ich Kulturarbeit und Projektmanagement stärker verfolgt habe als alles andere, in denen kulturpolitische Fragestellungen und Auseinandersetzungen mehr Zeit bekamen als künstlerische Vorhaben, fühlt es sich noch etwas irritierend an, die künstlerische Arbeit wieder wesentlich stärker zu betonen.
In meiner Orientierung war bei künstlerischen Fragen während der jüngeren Vergangenheit der Dialog mit Selman Trtovac am wichtigsten. Von ihm kommt die unmißverständliche Forderung, auf anstehende Probleme mit künstlerischen Mitteln zu antworten.
Das ist brisamt und bedarf mehr der Klärung als viele andere Aspekte. In den letzten Jahren hat mir meine Umgebung gezeigt, das so gut wie alles unter die Flagge der Kunst gerückt und gedrückt werden mag. Sozialarbeit und aphoristische Witzigkeit, lokalpolitischer Aktionismus und globale Entrüstung, alles muß „Kunst“ sein dürfen.
Ich kann mit dieser Art von Unschärfe in gelegentlich brüllender Partylaune überhaupt nichts anfangen.
Die gefällige „Bonmot-Kunst“ läßt mich ebenso kalt wie eine stellenweise schon ziemlich besinnungslose politische Attitüden-Wirtschaft, die sich auf das Kunstfeld retten möchte, wo sie dann einem politischen Diskurs nicht mehr standhält; um schließlich auch einem Kunstdiskurs nicht standzuhalten.
Aber DAS läßt sich abfedern, indem man einfach den Kunstdiskurs abschafft. Et Voilà! Schon herrscht Ruhe im Schuppen.
Diese Art der Preisgabe von demokratischen Optionen muß einem in einer Demokratie freistehen. Klar. Und die Kunst? Es macht nichts, wenn man die Kunst mißachtet, ignoriert, auch herunterspielt, weil sie in der Transzendenz angesiedelt ist, daher von solchen Schritten unberührt bleibt. So gesehen ist das also völlig egal.
Vielleicht macht mir das am meisten Freude an meinem Metier. Diese Unantastbarkeit der Kunst. Ich muß bloß mit meinen Irritationen zurande kommen, muß wenigstens für Augenblicke Unklarheit und Verunsicherung überwinden, auch Unverständlichkeit, schon komme ich in diesen Dingen voran.
Damit wir uns recht verstehen, hier geht es nicht um Verständlichkeit für ein mögliches Publikum, sondern um Verständlichkeit im Dialog mit mir selbst. (Wer da draußen um Verständlichkeit fleht, während er oder sie die Kunst im Auge hat, möge sich bitte im Fachhandel für Dekorationsgegenstände umsehen.)
So haben sich eben zwei Wege gegabelt, geteilt, um sich auf weiterer Strecke sicherlich zu berühren, aber verschiedene Schritte zu verlangen. Da ist ein künstlerisches Tun, das sich derzeit in Worten und Skizzen anbahnt.
Da ist andrerseits der Diskurs über den Faschismus, denn von diesem Thema habe ich auszugehen, wenn ich beleuchte, wovon der Begriff „Imperium“ heute handelt. Das ist für mich stets auch ein privater Weg in das Herz der Finsternis.
Davon wird dieses Jahr stark geprägt bleiben.
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