Ich habe mich hier schon gegen ein Zentralisieren und gegen die Idee eines gesamt-regionalen Kulturmanagements ausgesprochen. Der Hauptgrund meines Einwandes liegt in der Tendenz vieler Bürgerinnen und Bürger, die Eigenverantwortung und das Eigenengagement weitgehend aufzugeben, um sich auf derlei Serviceeinrichtungen zu stützen.
Es ist vor allem auf dem Kunstfeld jetzt schon ein Problem, daß viele Kreative es explizit als Zumutung empfinden, sich selbst um mehr als bloß die Kunstproduktion zu kümmern. Und selbst wenn ihre Arbeit null Marktwert besitzt, womöglich auch künstlerisch bestenfalls als ambitioniert gelten kann, hören wir von ihnen vor allem einmal Forderungen, ohne daß wir klären könnten, worauf sich diese Forderungen eigentlich stützen.
Derlei Erörterungen sind naütrlich stritkt tabuisier. Die äußerst antidemokratische Vorstellung, wie ein Aristorktat sich nur seiner Muße zu widmen, während andere den Rest der Hackn erledigen, ist in Österreichs Kulturszene recht populär.
Diese quasi aristokratische Attitüde spottet nicht bloß dem Bottom up-Prinzip und läßt jede Idee von Bürgerbeteiligung völlig außer Acht. Das steht auch im hartem Kontrast zur Genese und inhaltlichen Entwicklung jener „Freien Initiativenszene“ des Kulturbetriebs, auf der dieser ganze Sektor regional seit den 1980er-Jahren beruht.
Dabei war es nie intendiert, daß aus Künstlern Fürsten werden, denen andere Kräfte dienen, und daß sich Managements etablieren, welche Kreativen dieses zivilgesellschaftliche Engagement abnehmen. Das wäre kultur- und demokratiepolitisch höchst problematisch. (Außerdem weist nichts darauf hin, daß auch nur ein Bruchteil der dafür nötigen Ressourcen verfügbar wäre.)
Der notwendige Mittelbedarf ließe sich auch nicht über Sponsoring lukrieren. Und zwar hauptsächlich aus zwei Gründen:
a) Wir pflegen meist noch eine irreale Vorstellung davon, was „Die Wirtschaft“ sei und
b) es ist bisher kein auch nur annähernd plausibles Konzept bekannt, aufgrund dessen ein potenter Betrieb eine erwähnenswerte Summe in von uns initiierte (gemeinwesenorientierte) Kulturarbeit investiert hätte.
Kleiner Einschub:
Wie das jüngste Praxisbeispiel „Maecenas Steiermark“ belegt, lassen die genannten Sponsoring- Summen oststeirischer Projekte da noch keinerlei Optimismus zu.
Entsprechende Klarheiten und konzeptionellen Schritte wären überhaupt erst zu leisten, ihr Ziel sollte dann aber völlig anderer Natur sein, als ein zentrales Kulturmanagement. Unsere Orientierung wäre besser auf Stärkung von Eigenengagement gerichtet, um dieses dann professionell zu begleiten.
Dazu haben wir im Kulturpakt Gleisdorf ein simples Motto. Es lautet: Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner. Darin liegen neue Rollenverständnisse begründet. Das verlangt neue Handlungspläne von ALLEN Beteiligten. Der Kulturpakt Gleisdorf ist keine Förderstelle, keine Geldmaschine, sondern eine Arbeitsplattform, auf der Staat, Markt und Zivilgesellschaft Anlaß zu projektbezogenen Kooperationen finden mögen.
Hinzu kommt, daß Kunstproduktion und Kunstvermittlung ja nur einen Teil des Geschehens ausmachen, welches wir zu verhandeln haben. Es geht in Summe um die Sicherung eines ansprichsvollen geistigen Klimas. Das kann nicht nur im Interesse der Kunstschaffenden liegen, das braucht auch jeder Handwerker; und trägt seinerseits dazu bei.
Viel von dem, was wir zu tun haben, manifestiert sich also nicht in Kunstveranstaltungen, sondern in kontinuierlichen Arbeitsprozessen innerhalb eines konkreten Gemeinwesens: Laufende Wissens- und Kulturarbeit, verbunden mit Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit.
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