Ich hab den vorigen Eintrag [link] mit der Feststellung beendet, Vernetzung sei kein Inhalt, sondern ein Werkzeug. Ich kann es erst anwenden, wenn mir konkrete Inhalte eine konkrete Handlungsweise nahelegen.
Der immer wiederkehrende Ruf nach einer regionalen „Vernetzung“ von Kulturinitiativen erklingt seit über 20 Jahren und ist nicht mehr als kulturpolitisches Karaoke. (Mutmaßlich, weil das in den Ohren potentieller Geldgeber gut klingt.)
Wäre die regionale Vernetzung von Kulturinitiativen ein taugliches Mittel für die Aufgaben der eigenständigen Regionalentwicklung, hätte sie sich mindestens in der letzten LEADER-Periode wenigstens unter den LEADER-Kulturprojekten ereignen müssen. Davon konnte aber keine Rede sein.
Dabei war das vom Land Steiermark her gefordert. Es gab ja formelle LEADER-Kulturprojekte in der Energieregion, dem Joglland, dem Pöllauer Tal, bei einer starken Verzweigung in das Oststeirische Kernland.
Es hat im ganzen Jahr 2013 keine einzige LEADER-Kulturkonferenz gegeben. Auch keine andere Art von Initiativentreffen. Der Bedarf nach solcher Art Vernetzung besteht bei diesen Kulturinitiativen einfach nicht. Das Thema kann abgehakt werden.
Was steht statt dessen zur Debatte?
Zentralisieren wäre ein Modus des vorigen Jahrhunderts. Statt dessen sollte sich quer durch die Region eine Mehrzahl eigenständiger Netzwerke bewähren, die über Schnittpunkte konkreter Vorhaben jeweils temporär untereinander verknüpft werden können.
So eine Situation würde durch eine professionelle Begleitung und ganzjährige Moderation an Kraft gewinnen.
Was ist mit „eigenständige Netzwerken“ gemeint?
Kleinregional angelegte Kooperationsfelder, in denen
a) Kunst- und Kulturinitiativen sowie einzelnen Kunst- und Kulturschaffende,
b) Politik und Verwaltung, schließlich
c) die Wirtschaft
der (Klein-) Region zuerst einmal die Kommunikation, die Verständigung, dann die Kooperation üben.
Wir brauchen kein „General-Kulturmanagement“ der Oststeiermark, allein schon weil es dieses „Wir“ nicht gibt, sondern eine möglichst stabile Vielzahl an eigenständigen Kooperationssituationen von Staat, Markt und Zivilgesellschaft. (Bottom up-Prinzip!)
In eben dieser Anordnung wären auch die Vielfalt der Gruppierungen und die Praxis des Kontrastes ausreichend gestärkt. Von dieser Situation aus ist es dann eigentlich leicht, sich mit Funktionstragenden der Kommunen, Region und des Landes zu verständigen, wo diese dem Kulturbereich mit Sachkenntnis begegnen.
Das führt uns zum seit wenigstens 20 Jahren ständig wiederkehrenden Lamento: „Es gibt viel zu viele Kulturveranstaltungen“, ohne auch nur einmal nach Antworten zu suchen, falls darin eine Frage liegt.
Ich kenne natürlich die Antwort. Die erste Person, von der so ein Lamento kommt, stelle ihre Kulturarbeit sofort ein. Wer bei dem Lamento zustimmend nickt, höre ebenfalls auf, zukünftig etwas zu veranstalten. Schon verringert sich das Problem. Und wem möchten wir noch von weiteren Kulturaktivitäten abraten?
Kleiner Scherz!
Hier sind wir eigentlich gefordert, kulturpolitische Vorstellungen zu entwickeln, was wir überhaupt tun möchten und tun sollen, wenn in einem wohlhabenden Land die Wissens- und Kulturarbeit seit vielen Jahren konsequent abgewertet wird, Boulevard und Eventkultur Jahr für Jahr an Breite gewinnen, Bildung gerade nicht als Ideal gilt und ein erheblicher Teil unserer Mitmenschen in der Freizeit ausufernden TV-Genuß für ein völlig hinreichendes Kulturerlebnis hält.
Nebenbei erledigt sich auch der Ruf nach mehr Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich. („Wir bräuchten mehr Werbung!“) Welche Martktschreierei möchte man wie mit welcher kulturellen Martktschreierei übertönen, um damit was zu erreichen?
Auch das ist kulturpolitisches Karaoke.
Jede unserer bewährten Kulturinitiativen verfügt heute über eine eigene Website plus eine Facebook-Präsenz und bietet hoffentlich einen Newsletter an.
Ähnlich sind viele Gemeinden gerüstet. Es ist selbstverständlich, die eigenen Aktivitäten der regionalen Presse zu kommunizieren und ganzjährig um Medienpräsenz bemüht zu sein. Radio und TV sind ebenfalls erreichbar.
Dazu kommen anlaßbezogen Flugblätter, Programmhefte und Plakate, plus ein Informationsfluß über private, individuelle Netzwerke im Internet. All das wird durch einige landesweite Informationsverteiler ergänzt.
Wer nicht einmal einen Teil davon nutzt, versteht dieses Geschäft nicht und wäre ohnehin kaum ausreichend qualifiziert, in der regionalen Kulturarbeit voranzukommen.
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