Ich habe mit Medienfachmann Heimo Müller nun Konsens, daß wir gemeinsam das Projekt „Blogmobil: Roadbook“ realisieren. Wir werden also mit seinem fahrenden Medienlabor auf Balkan-Tour gehen, um einen Teil des Projektes „The Track: Axiom * 2014“ quasi on the Road und in Progress umzusetzen.
Ich habe an andere Stelle schon erzählt, daß wir Künstler Selman Trtovac an der Donau treffen werden. Trtovac ist mein primärer Kooperationspartner für das gesamte 2014er-Vorhaben und das Haus auf der Pancevo-Seite der Donau hat eine besondere Geschichte.
Ich habe überdies erzählt, daß wir Künstler Nikola Dzafo treffen werden, der in Petrovaradin lebt, das nahe Novi Sad liegt. Ich kann heute nicht mehr voraussetzen, daß allgemein bekannt ist, wofür der Name Petrovaradin steht, deutsch: Peterwardein. Es war einige Zeit die größte Festung Europas und das bedeutendste Bollwerk der Habsburger.
Ein aktuelles Ereignis könnte uns auch nach Prijedor führen, jene bosnisch Stadt, in deren Umgebung während der 1990er-Jahre einige Konzentrationslager errichtet wurden, unter denen ich Plätze wie Omarska oder Kozarac vor Jahren besucht habe.
Emina Saric hatte mich kürzlich eingeladen, mit ihrem Vater Muhidin Saric, einem Keraterm-Überlebenden, dessen Gedichte zu lesen, in denen er seine Erfahrungen als Lager-Häftling bearbeitet hat; daß ich zu seinem bosnischen Part den deutschsprachigen übernehmen möge: [link] Ich denke, daß ich Saric in seiner Heimat wiedersehen werde.
Es gibt also schon eine kontrastreiche Vorgeschichte, die sich über mehrere Jahre erstreckt und uns auf das kommenden Arbeitsjahr verweist.
Ich sollte noch kurz eines der Grundmotive für „Blogmobil: Roadbook“ erläutern. Ich hab kein Interesse, zu einem bedeutenden Datum, etwa 1914/2014, bloß einen White Cube zu bespielen und die Sache hat sich. Mich interessiert das Prozeßhafte.
Mich interessiert Raum, was auch zur Frage der Verhältnisse zwischen öffentlichem und privatem Raum führt. Mich interessieren historische Kräftespiele und die Wirkungen von Mentalitätsgeschichte.
Das verträgt sich komplementär mit einigen Fragestellungen und Aufgaben, die Heimo Müller für sein Blogmobil gewählt hat. Damit kann auch jeder statische Teil der Projektes in einen dynamischen Bereich verzweigt werden.
Wenn wir dabei ein Fahrzeug zum zentralen Medium machen, handelt das folglich von der Eroberung des Raumes. Dabei schadet es nicht, sich auch klar zu machen, was wir mit „Raum“ meinen.
Dazu kommt, daß die kulturellen Traditionen der bosnischen Leute von einem grundlegend anderen Verständnis dessen handeln, was das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichen Raum ausmacht. Die wichtigstens Denkanstöße zu dieser Raumfrage in der Tradition der osmanischen Kultur hab ich vom bosnischen Autor Dzevad Karahasan erhalten. Davon werde ich noch erzählen.
In einem persönlichen Gespräch hat mir Dzevad vor Jahren einen sehr nützlichen Hinweis für die Art unserer Begegnungen gegeben: „Das Bild von mir in Deinen Augen spricht möglicherweise etwas von mir. Von Dir spricht es aber unbedingt.“ Siehe dazu: „Die Kunst schützt uns vor Gleichgültigkeit“ [link]