Intensive Gespräche

Da wir alle die aktuellen Umbrüche spüren, auch erfahren, wie in der Politik damit umgegangen wird, bleibt kaum jemand, der seine Umgebung wahrnimmt, von den anstehenden Fragen unberührt. Dabei entsteht nichts zufriedenstellendes, wenn menschliche Gemeinschaft in Lager zerfällt, die nach dem antiquierten Modell „Wir und die Anderen“ einander zurufen, was eben die jeweils Anderen anders machen sollten.

Gespräch im Schaufenster, von links: Otto Sapper, Bernhard Pilz und Wolfgang Weber

Gespräch im Schaufenster, von links: Otto Sapper, Bernhard Pilz und Wolfgang Weber

Im Sinn einer komplexeren Verständigung über die weit komplexeren Veränderungsschübe unserer Gegenwart saßen wir gestern im Schaufenster von Intersport Pilz in Gleisdorf. Otto Sapper ist Geschäftsstellenleiter der WOCHE Gleisdorf. Wolfgang Weber ist Unternehmer im Bereich Raumplanung/Regionalentwicklung, außerdem Gleisdorfer Gemeinderat.

Außerdem gesellte sich Gastgeber Bernhard Pilz zu uns, dessen berufliche Erfahrung ja nicht von einem einzelnen Geschäft geprägt wurde, sondern von einem Netzwerk mehrerer Standorte und von Kooperationen wie Konkurrenzsituationen auf anderen Organsiationsebenen.

Do ein Setting bedeutet für mich als Kulturschaffenden eine Gesprächsmöglichkeit, bei der unser aller Status quo in der Region ziemlich kontraststark erörtert werden kann. Da bündeln sich für eine Nacht, die wir übrigens bis gegen Mitternacht an diesem Tischchen im Schaufenster verbrachten, Kompetenzen sehr unterschiedlicher Art, wodurch sich manche Fragen sehr gründlich bearbeiten ließen. (Davon werde ich noch im Detail berichten.)

Von links: Otto Sapper, Bernhard Pilz, Katharina Scheidl

Wir hatten in diesem gesamten Verlauf auch sporadische Gäste, die in Gesprächsabschnitte einstiegen.

In diesem Diskussionsrahmen der Erfahrungen aus so unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen tauchte eine bemerkenswerte Übereinstimmung auf, die man geradezu als grundlegendes Fazit herausstreichen kann:
Kommunikation und Respekt

Kann ein gemeinsames Vorhaben nicht verläßlich auf diese beiden Bedingungen gestellt werden, wird es höchstwahrscheinlich in den Graben fahren, wahlweise zu einem Machtspiel verkommen, wo sich durchsetzt, wer den längsten Hebel hat.

Von links: Bernhard Pilz, Wolfgang Weber, Martin Krusche und Otto Sapper

Das führt natürlich auch zu Ergebnissen, aber nur selten zu tauglichen Lösungen, wo es etwa darum ging Probleme zu bearbeiten oder gemeinsam in neue Verhältnisse zu gelangen, wie es ja etwa die derzeitigen Fusionen von Gemeinden und Regionen uns auferlegen.

Wir sind also nicht bei einem Zustand a la „Ratgeber-Literatur“ gelandet, wo sich jemand Rezepte aus dem eigenen Leben schneidet, um sie anderen anzudienen. Es geht auf solchem Weg darum, daß Menschen aus sehr verschiedenen Arbeits- und Kompetenzbereichen gemeinsam Themen und Fragen erörtern.

Es ist die Gesprächssituation selbst, in der ein Gewinn entsteht, nicht eine allfällige Resolution, die daraus abzuleiten wäre. Sachkenntnis, Fragen, Argumente…

Es gibt diese praktische Ebene im „Kulturpakt Gleisdorf“, die sich etwa in der Veranstaltungsleiste „talking communities“ von „kunst ost“ einlöst: Ausführliche Gespräche, die nicht in einer Medien-Inszenierung mit Schautafeln, Slide-Shows oder anderen Techniken aufgehen.

Statt dessen geht es darum, etwas zu erfahren, was jemand aus anderen Zusammenhängen und Arbeitssituationen erschlossen hat.

Dabei muß verstanden werden, all das ist nun nicht auf einen Publikumseffekt ausgelegt, sondern auf eine subtilere Wirkung. Wenn wir etwa jetzt schon am kommenden „April-Festival“ [link] von „kunst ost“ arbeiten, dann ist die gesamte Entfaltung so eines Kulturvorhabens eben auch auf eine subtilere Kenntnis der Region gestützt, in der wir leben und das realisieren.

Das bedeutet auch, wir widmen uns bei kunst ost nicht einfach einer Repräsentationskultur, sondern soziokulturellen Prozessen.

— [Generaldokumentation] [talking communities] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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