Wie haben 2009 das überhaupt erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark realisiert. Es war angelegt, Möglichkeiten und Konzeption für ein intensiveres Vorhaben auszuloten. Daraus wurde die soziokulturelle Drehscheibe, als Projekt von 2010 bis 2013 eingerichtet.
Was konnte geklärt und was erreicht werden? Es galt, den Fokus auf die Gegenwartskunst gerichtet zu halten, auf eine Verbesserung der Situation und Arbeitsmöglichkeiten zugunsten der Gegenwartskunst. (Das betraf nicht Kunstproduktion, sondern Vermittlungsfragen.)
Dazu war es unumgänglich, die relevanten Genres zu klären und mit Trennschärfe zu versehen. Ich kann in der Provinz der Kunst keine angemessenen Möglichkeiten verschaffen, indem ich über die Kunst gehe.
Das meint, wenn dieses Genre vielen Menschen noch nicht vertraut ist, muß ich von anderen Feldern her den Boden dafür bereiten, erweitern.
Zugleich standen wir vor der Aufgabe, bei den lokalen und regionalen Funktionstragenden aus Politik und Verwaltung wachsende Akzeptanz zu erreichen, indem wir uns genau nicht üblichen Agenda und Fragestellungen des Marketings, des Tourismus etc. ergaben, sondern eigenständige Positionen und Aufgabenstellungen entwickelten.
Es war in der Sache etwa zwischen den Kategorien Gegenwartskunst und Voluntary Arts zu unterscheiden. Das betrifft eine Unterscheidung zwischen künstlerischen Fragestellungen und Modi einerseits, sozial begründeten Hobbies unter Nutzung künstlerischer Techniken andrerseits.
Dabei stößt man oft auf die sehr populäre Behauptung, es wisse doch niemand so genau zu sagen was Kunst sei. Die unmittelbare und simpelste Antwort darauf muß lauten: Das wissen nur jene nicht, die jeglichen Kunstdiskurs verweigern und ignorieren.
Ohne dabei nun auf Details zu verweisen und in die Tiefe zu gehen, läßt sich jedenfalls klar feststellen: Wer mindestens seit der Russischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhundert einige ästhetische Erfahrungen und Kunstdiskurse beachtet hat, sollte unterwegs, also auf dem Weg in die Gegenwart, auch an Duchamp, Warhol, Cage und Beuys vorbeigekommen sein.
Falls das alles nun jemandem gar nichts sagt, muß ich die Frage nach der Kunst noch etwas vertagen, darf aber für mich in Anspruch nehmen, daß da schon eine ganze Reihe von Klärungen absolviert wurden, um für neue Verhandlungen, was denn Kunst sei, offen zu sein.
Es wird ein beliebiger regionaler Bürgermeister solche Fragen nicht für vorrangig halten, weshalb ich mit ihm andere Dinge zu klären hab. Aber für unsere Arbeit sind derlei Detailfragen und ihre Klärung unerläßlich. Wo wir dann im Tun nach draußen gehen, ist der Bereich Kunst ein Teilbereich gemeinwesenorientierter Kulturarbeit.
Das ist eine wichtige Kategorie in unserer Arbeit, diese gemeinwesenorientierte Kulturarbeit im Kontext von Auffassungen der Wege eigenständiger Regionalentwicklung.
Im Arbeitsbereich der Regionalentwicklung liegen für uns wesentliche Anknüpfungspunkte, um auf anderen Ebenen wahrgenommen und ernstgenommen zu werden, mehr noch, um da in die laufende Arbeit einbezogen zu werden.
Das bedeutet, die Kunstpraxis und ihre Konsequenzen sind ein Teil der Prozesse, die wir in Gang zu bringen hatten, sie brauchen aber einen regional darstellbaren Kontext, in dem sie transportiert werden können.
Gehen Sie davon aus, daß wir klären konnten, wie das gehen soll und wie es sich in eine längerfristige Praxis umsetzen läßt.
Nun ist es Zeit, die soziokulturelle Drehscheibe in etwas anderes zu transformieren; in ein Kulturlabor.
— [Generaldokumentation] —