Ich befasse mich seit weit mehr als zwanzig Jahren höchst interessiert mit Südosteuropa. Anfangs war dabei der Begriff „Balkan“ verpönt. Die negativen Konnotationen und die Unschärfe in der Präzisierung einer bestimmten Region ließ das in den 1990ern so gelten.
Das hat sich geändert. Aber nach all den Jahren und mit den gewachsenen Freundschaften, in denen ich südslawischen Leuten verbunden bin, würde ich heute weniger denn je behaupten, daß ich mich da auskenne.
Es ist eine Region mit so komplexen Kräftespielen, die oft auch in sich mehrfach gebrochen sind, daß mir hinter jeder kleinen Klarheit etliche Ungewißheiten bleiben.
Ich habe über die Jahre begriffen, das ist nicht nur eine Bürde, das ist auch eine besondere Qualität. Genau in diesen Kräftespielen, die keine „Wahrheiten“ generieren, indem sie Widersprüche eliminieren, erwachsen Impulse für zuweilen ungewöhnliche Schritte. Offene Fragen erhalten merkwürdige Kontraste. Antworten sind natürlich nie in Stein gehauen.
Die junge Kriegserfahrung entlang all der ökonomischen und ethnischen Konflikte halte ich allgemein noch immer für weit unterschätzt. Die Betrachtung dieser Geschehnisse ist für mich äußerst hilfreich, das 20. Jahrhundert besser zu verstehen und das junge 21. besser zu überdenken.
Dabei sehe ich mich laufend darauf angewiesen, andere um ihre Ansichten zu fragen. Zwei meiner bevorzugten Quellen sind mit der Steiermark verbunden. Die Arbeiten des Publizisten Nobert Mappes Niediek und des Historikers Karl Kaser sind mir dabei unverzichtbar.
Einer der beiden, Karl Kaser, wird diese Woche unser Kunstsymposion abrunden. Gemeinsam mit der Politologin Monika Mokre. Mit ihr bin ich, ebenso wie mit Kaser, in einer mehrjährigen Vorgeschichte verknüpft, was in meinen Projekten zahlreiche Spuren hinterlassen hat.
Identitäten, Europa, der Balkan, die nahe Zukunft… Das wird ein Abend vorzüglicher Anregungen sein.
+++ Freitag, 20. 9.2013, 19:00 Uhr
• Karl Kaser: „Die euro-balkanische Herausforderung“
• Monika Mokre: „Serbenbilder“ (Die Notwendigkeit und Unmöglichkeit von Identitäten)
Museum im Rathaus, Rathausplatz 1, Gleisdorf
(Eintritt frei!)
— [Dokumentation] —