Ich kann noch nicht so genau sagen, wohin uns der Arbeitsansatz im „Kulturpakt Gleisdorf“ tragen wird und was über Sessions wie die „Kultur-Lounge“ möglich ist. Aber eines scheint sich zu vertiefen. Wie haben es schon über die Ausdifferenzierung zu „Ortsformationen“ („Location Crews“) erreicht.
Es ist nämlich jedes Geschehen nicht mehr so sehr von „kunst ost“ gewichtet, sondern bekommt mehr und mehr eigenständige Facetten. In anderen Genres würde das wohl als Katastrophe gewertet. Im Geschäftsleben etwa muß eine Firma dafür sorgen, daß möglichst viel Vorteilhaftes mit ihr und der „Hausmarke“ assoziiert wird.
In der „Gemeinwesenorientierten Kulturarbeit“ ist das nach meiner Überzeugung anders. Ich weiß, daß mir darin noch nicht all zu viele Leute zustimmen. Das ändert aber nichts an diesem Faktum: Wir werden an Bedeutung und Möglichkeiten gewinnen, wenn sich die Community in unserem Lebensraum ausdifferenziert und in möglichst vielen stabilen, eigenständigen Formationen etabliert.
Ich meine, es gibt keinen besseren Modus, die Unwegsamkeiten und Unwägbarkeiten der kommenden Jahre zu überstehen.
Dieser Weg hat einen weiteren Vorteil. Sehen Sie sich diese Community an. Könnten die Personen zu einander kontrastreicher sein? Kaum! Und dennoch geht es temporär sehr gut zusammen. Damit meine ich ferner, das GEMEINSAME muß nicht in Stein gehauen sein, braucht sich nicht als dauerzustand bewähren. Es ergibt sich aus einer Grundeinstellung der Beteiligten und anlaßbezogener Kooperation.
Der „Kulturpakt Gleisdorf“ ist zwar von „kunst ost“ initiiert worden und fand Anklang bei Politik und Verwaltung der Stadt. Eine wichtige Basis für längerfristige Kooperation. Aber er ist nun deshalb kein „kunst ost-Ding“.
Was in diesem Pakt wächst, steht auch anderen offen, die sich da vollkommen eigenständig einbringen können, ohne etwa auf mich eingehen zu müssen, der ich bei „kunst ost“ naturgemäß eine dominierende Rolle innehabe.
Wir sind also gefordert, im laufenden Kontrast zu erproben, wie Stabilität in der OFFENHEIT des ganzen Systems erwächst. Wohin uns geschlossene Systeme bringen , wissen wir zur Genügen aus den letzten drei Jahrzehnten. Die insgesamt prekäre Situation des steirischen Kulturbetriebes ist eine faule Frucht dieses antiquierten Modus.
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