Gleisdorf hat gerade eine sehr ungewöhnliche Session erlebt. Die „Kultur-Lounge“ im Rahmen des „TIP-Kirta“ ist eine Kombination, von der vorab niemand wissen konnte, ob das auch nur ansatzweise klappt.
Inzwischen wissen wir freilich, das hat nicht nur geklappt, das dürfte nach Fortsetzungen verlangen. Der Angelpunkt ist deutlich markiert. Kulturschaffende verschiedener Formationen sollten augenblicklich wenigstens etwas Verständigung zuwege bringen. Ressourcen sind knapp. Vorhaben, die aus öffentlichen Geldern kofinanziert werden können, dürften darin schwieriger werden.
Rätseln Sie ruhig, auch ich weiß es nicht gar so genau zu deuten. Gerade im Kulturbereich ist eine offene Gesprächskultur keineswegs selbstverständlich. Kooperation gehört zu den schwierigsten Aufgaben. Sie ist die Rarität unter Kulturschaffenden. Kunstschaffende, die wenigstens temporär ihre Möglichkeiten bündeln, sind kaum zu finden.
Naja, ganz ratlos bin ich nicht. Folgendes ist festzuhalten: Im Zentrum der Kräftespiele stehen genau zwei Begehrlichkeiten. Es geht
a) um Sozialprestige
und es geht
b) um den Zugang zu Ressourcen.
Wird das in unseren Reihen offen an- und ausgesprochen? Keineswegs!
Auf der Bühne werden „Das Gute, Wahre und Schöne“ hochgehalten, hinter der Bühne werden Partikularinteressen verhandelt, wird bei Funktionstragenden antichambriert was das Zeug hält.
So simpel soll das sein? Ja, so simpel ist das.
Fragen Sie eine beliebige Kraft von Kulturreferat oder Citymanagement, welche Version dominiert. Es wird vorerst keine Überraschungen geben.
Genau hier setzt der „Kulturpakt Gleisdorf“ an, hat die „Kultur-Lounge“ ihre Funktion. Themen und relevante Informationen sollen früh genau auf den Tisch. Transparenz ist vorrangig. Regelmäßige Arbeitstreffen von Leuten, die einander wenigstens ein wenig kennen, geben die Chance, in kommende Projekte einzusteigen oder für eigene Vorhaben Verbündete zu finden.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß diese Art der Vernetzung quer durch die Oststeiermark in den vergangenen fünf Jahren nicht nennenswert vorangekommen ist. Das meint jene Zeit, in welcher das Land Steiermark den Veranstaltungstyp „regionale“ um das Förderprogramm „LEADER Kultur“ ergänzte.
Damit sollte unter anderem genau das gefördert werden, Kommunikation, Vernetzung, das Erarbeiten neuer Modi. Immerhin konnten wir in der Kleinregion Gleisdorf erleben, daß wesentliche Schritte auf solchem Weg gelungen sind. Das meint einerseits unser (Arbeits-) Verhältnis mit Politik und Verwaltung, das meint andererseits Verbündete von anderen Kulturprojekten.
Diese „Kultur-Lounge“ ist Ausdruck des Status quo und der multilateral gesicherten Absicht, auf dieser Spur weitere Ergebnisse einzuholen, unser aller Handlungsspielraum in der Sache zu erweitern.
Was demnach auf den Fotos recht gesellig aussieht und real auch sehr gesellig war, hat handfeste kulturpolitische Implikationen.
— [Dokumentation] [Kulturpakt Gleisdorf] —