Wir haben im Jahr 2007 unsere erste Kooperation mit dem Festival „steirischer herbst“ realisiert. Das war die Vorläufer-Phase von „the track“, welche damals unter dem Titel „next code“ lief. Die Grundüberlegung jener Phase hatte ich an der Tatsache festgemacht, daß wir im 20. Jahrhundert die Codes des 19. ausdifferenziert und gründlich erprobt hatten, was auf der Schattenseite vor allem mit zwei Orten verbunden ist: Auschwitz und Srebrenica.
Es war unübersehbar geworden, daß wir neue Codes finden müssen, um menschliche Gemeinschaft zu ordnen, wenn wir nicht wiederholen wollen, was wir schon wiederholt hatten, solches ideologisch begründete Mordgeschäft.
Das ist heute nicht bloß Sache einer marodierenden Soldateska oder einer mordlustigen Geheimpolizei. Wir haben längst erlebt, wie parfümierte Anzugträger auf dem Feld der Wirtschaft ganze Völker ins Unglück stürzen oder daß uns Unternehmen Wasser und Böden ruinieren, was rund um die Welt für Tote sorgt.
Was wäre demnnach ein „next code“, mit dem nicht mehr verschleiert und umgedeutet werden kann? Was wären sprachliche, visuelle und andere Codes, mit denen Machenschaft nicht beschönigt und Täterschaft nicht verdeckt werden sollen?
Das müssen wir vor allem klären, weil wir längst „embedded citizens“ einer Massenkultur sind, in der Realitätskonstruktion zu einem Abenteuer verkommen ist, in dem Minoritäten alle Deutungshoheit so umfassend an sich raffen, dagegen war der historische Faschismus ein Kaffekränzchen.
Solche Fragen sind auch Agenda der Kunst, meiner Kunst. Damit arbeite ich, darüber denke ich nach und erörtere es mit anderen inspirierten Leuten.
Das Jahr 2007 war unsere erste Kooperation mit dem Festival „steirischer herbst“, aber auch ein erstes Mal, daß Milica Milicevic und Milan Bosnic nach Österreich kamen. Sie waren Teil unseres Projektes „next code: love“, in dem ich mit Mirjana Peitler-Selakov eine Linie quer durch Europa gezogen hatte, um aus dem Lateinischen zur Orthodoxie zu gehen und von da in die Räume der islamischen Kulturen (Wien – Beograd – Istanbul).
Das sind die drei Kulturfelder und grundlegenden Codesysteme, in denen sich Europa historisch verstehen und darstellen läßt. Das ist der Bezugsrahmen, den ich vor Jahren skizziert habe, um im Langzeitprojekt „the long distance howl“ Verbündete zu finden, mit denen sich neue Klarheiten erarbeiten ließen, was dieses „unser“ Europa denn nun sein möchte und mit welchen Mitteln wir uns über welche Inhalte verständigen, letztlich einigen können.
Es geht mir um Positionen jenseits des Modus „Selbstdefinition durch Feindmarkierung“. So haben wir nun für unser kommendes Gleisdorfer Symposion im September dieses Jahres eine Anordnung gefunden, die einen Dialog zwischen Österreich, Bosnien-Hercegovina und Serbien ergibt, der uns in das symbolträchtige Jahr 2014 führen soll. (Da wird an 1914 zu denken sein, das bedeutet: Hundert Jahre Schüsse von Sarajevo.)
Milica Milicevic und Milan Bosnic, mit denen wir seit 2007 ein paar weitere Stationen absolviert haben, firmieren inzwischen als Duo „diSTRUKTURA“. Mit ihnen werden wir im September unser Symposion eröffnen (Eröffnungsvortrag: Matthias Marschik). Heute Abend zeigen sie in der Galerie Eugen Lendl in Graz eine Auswahl ihrer Arbeiten unter dem Titel „Next Landscape“. Die Kuratorin der Ausstellung? Mirjana Peitler-Selakov. Ajde!
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