Die Konsolidierung des heurigen Herbst-Projektes „The Track: Axiom | Südost“ ist nun in Planung und Basisorganisation auf den Punkt gebracht. Reflexion, Diskurs, künstlerische Beiträge; wir sind aufgestellt, um eine anregende Grundlage für das Jahr 2014 zu erarbeiten.
Die diskursiven und künstlerischen Mittel beziehen sich auf das komplexe und irritierende Kräftespiel, in dem Europa etwa ab dem Berliner Kongreß (1878) in einer ganzen Reihe von großen Gewaltakten seine Verfaßtheit und sein Antlitz fundamental veränderte.
Gegen Ende des 19. Jahrhundert schien das in rassistischen und nationalistischen Diskursen seine Hauptthemen zu haben. Was sich zuerst an der „Militärgrenze“ zwischen dem habsburgischen und osmanischen Imperium manifestierte, fand im Laufe des 20. Jahrhundert seine Polarisierung im Eisernen Vorhang. (Aus Nord-Süd wurde Ost-West.)
Es ist kaum zu übersehen, wie weit die Abschnitte sind, über die sich diese Barriere, der „Eiserne Vorhang“, mit der alten Grenze zwischen Ostrom und Westrom deckte. Als die Berliner Mauer fiel (1989), wäre anzunehmen gewesen, daß wir über den Kalten Krieg und alle darin gepflegten Ressentiments hinwegkämen.
Der gewaltsame Untergang Jugoslawien belehrte uns in dieser Frage brutal. Es war ferner zu verlockend davon auszugehen, dies sei nur die Sache der südslawischen Leute gewesen.
Faktum ist, daß ganz Europa in etliche der Vorgänge verstrickt waren, welche diese Föderation zerbrechen ließen. Faktum ist, daß ganz Europa in einigen der entsetzlichsten Momente vielleicht ratlos, auf jeden Fall tatenlos zugesehen hat.
Würde jede Privatperson, die Opfer eines Verkehrsunfalls sieht und ignoriert, wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht landen, so haben dagegen etliche Staaten Europas und ihre Institutionen sich im Falle Jugoslawiens vielfach die Hände schmutzig gemacht, ohne bis heute dafür Verantwortung zu zeigen.
So endete unser 20. Jahrhundert im Geiste jener Gewalttätigkeit, in der es „geboren“ wurde. Nach Faschismus und Kaltem Krieg sind uns freilich keine Geheimnisse geblieben, wie es zu solchen Zuständen kommt, auf welche Arten die Brutalisierung einer Gesellschaft betrieben wird und wie sich Täterschaft ereignet, legitimiert.
Niemand von uns hat die Bequemlichkeit, heute geltend machen zu können: „Ich habe von nichts gewußt.“ Welche Schlüsse haben wir daraus zu ziehen? Welche Schritte haben wir zu setzen?
Einiges davon, Schlüsse ziehen, Schritte setzen, hat vermutlich der Historiker Karl Kaser gemeint, als er bei einem Vortrag von einer „euro-balkanischen Herausforderung“ sprach.
Am 27. Mai 2013 referierte Kaser in der Aula der Universität Graz das Thema „Freundschaft und Feindschaft auf dem Balkan“. Er machte dabei deutlich, daß Eines ohne das Andere nicht vorstellbar sei.
Kaser legte dar, wie unterschiedliche Entwicklungen im Verhältnis zwischen Menschen und Staat zu höchst unterschiedlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Phänomenen führten, über die wir uns zu verständigen hätten.
So sind nun einige Punkte auf dem Tisch, die für „The Track: Axiom | Südost“ im kommenden September hohe Priorität haben.
Dieses Veranstaltungs-Ensemble zielt auf eine mehrjährige Arbeit, in der freilich auch triviale Aspekte der Massenkultur hohes Gewicht haben. Vor allem in der Herausbildung und Verbreitung von Stereotypen, Klischees, Feindbildern ist die Massenkultur von konstituierendem Rang.
Unser Kuratorium für triviale Mythen hat die Aufgabe, diesen Bereich dann im Detail einzubringen. Das verweist derzeit auf eine Session am 5. Oktober 2013: [link]
+) Kleine Zeittafel: [link]
+) Kuratorium für triviale Mythen [link]
+) The Track: Axiom | Südost [link]