In Anger neigte sich das Festival KOMM.ST 1.3 mit seinem lokalen Teil in Sachen Gegenwartskunst dem Ende zu. Derweil gingen im Schloß Hartberg die „Zeitgespräche: Freiraum für Kreativität“ über die Bühne.
Ich halte es für unverzichtbar, daß Aktion und Reflexion Hand in Hand gehen. Ich halte es für absolut geboten, daß nicht zentralisiert wird, sondern größere Vorhaben sich über mehrere Orte der Region entfalten.
Bei diesem Gesamtvorhaben, das künstlerisch von Georg und Roland Gratzer entworfen wurde, wird das konsequent eingelöst. In den Sommer hinein erstreckt sich diese Konzeption übrigens noch auf eine ganze Reihe kleinerer Orte, in denen Artists in Residence tätig sein werden.
Eine Überlegung der drei Hartberger Tage wurde von der Initiative für Neue Zeitkultur folgendermaßen in den Raum gestellt: „Wie Technologie, Talent und Toleranz kreative Regionen fördern“.
Wenn nun eine Region sich als „kreativ“ betont, dann bedeutet das ja, man legt es darauf an, Problemlösungskompetenzen vor allem aus sich heraus zu entwickeln und zu pflegen. Wozu sind also die Menschen einer Region in der Lage? Und wie organisieren sie sich, um das auf vielfache Weise zur Wirkung zu bringen?
Es gab Zeiten, da konnte an manchen oststeirischen Orten angesichts dominanter Seilschaften sicher festgestellt werden: „Das Einzige, was stört, sind die Bürgerinnen und Bürger“. Solche „alte Funktionärsherrlichkeit“ habe ich noch vor wenigen Jahren gelegentlich erleben können und dokumentieren müssen.
Inzwischen zeigt sich klar, daß Orte, wo solcher Stil sich halten darf, zunehmend in’s Hintertreffen gelangen.
Wo ich in Hartberg abseits der Bühne mit Bürgermeister Karl Pack oder Kulturreferent Ludwig Robitschko ins Gespräch kam, war deutlich spürbar, daß sie für derart „geschlossene Systeme“ nicht zu haben wären.
Die aktuellen Umbrüche sind eine Herausforderung an alle Teile einer lokalen und regionalen Gesellschaft; genauer: Ein Angebot. Was dabei der springende Punkt sein mag? Das hängt vermutlich von den individuellen Positionen der Betrachtung ab.
Aber folgendes läßt sich auf jeden Fall verbindlich sagen: Wir sollten untereinander weiter debattieren, welche Aufgabenstellungen wir als vorrangig erachten und welche Aufgabenverteilung uns dabei angemessen erscheint.
Ferner sollten wir es nicht bei den Debatten belassen, sondern auch miteinander ins Tun kommen.
Dabei mag inzwischen für die Politik zunehmend deutlich geworden sein, daß Kunstschaffende nicht bloß mit sich und ihrem Werk befaßt sein müssen, sondern etliche sich auch konsequent mit den gesellschaftspolitischen Fragen ihres Lebensraumes befassen. Umgekehrt haben wir noch allerhand Erfahrung nötig, wie vom Kunstfeld her mit Politik und Verwaltung fruchtbar kooperiert werden kann.
Wir haben also noch weiter zu erproben, wie wir einerseits die nötigen Debatten miteinander führen möchten, auf welche Arten wir andrerseits ins Tun kommen wollen.