So legt es unsere Kulturgeschichte nahe: In der Kunstpraxis bestehen wir auf Autonomie. Es hat gute Gründe, daß die Kunst frei sein soll und sich selbst ihre Aufträge gibt. In der Kulturpraxis sind die Aufgaben etwas anders verteilt.
Das heißt zum Beispiel, wir erarbeiten Beiträge zu einem laufenden Kulturgeschehen in größeren Zusammenhängen. Hier fließen zwar unsere Erfahrungen und Kompetenzen aus der Kunstpraxis ein, aber die Aufgaben sind anderer Art.
Man mag verstehen, was ich meine, wenn man aus der Wissenschaft jene Unterscheidung übernimmt, die Grundlagenforschung und angewandte Formen zu trennen weiß.
Als Kulturinitiative jenseits von Graz, also abseits des Landeszentrums, haben wir uns im Kern unserer Arbeit der Gegenwartskunst gewidmet, aber in der Gesamtschau einem regen Kulturbetrieb auf der Höhe der Zeit. Das empfiehlt übrigens auch, ein Verhältnis der Provinz zum Zentrum neu zu definieren und in diese oder jene Praxis zu übersetzen.
Für uns sind die Schnittpunkte evident. Die Initiative kunst ost ist in der Energieregion Weiz-Gleisdorf verankert. Deren Hauptthemen, wie sie auch im Kontext der „Smart Cities“ definiert wurden, sind a) Energieautarkie und b) Mobilität.
Was kann eine Kulturinitiative dazu beitragen? Hat die Kunst hier Aufgaben? Immerhin müssen wir darauf bestehen, daß Kunst kein „Mittel um zu…“ ist, kein soziokulturelles Reparaturset.
Unser inhaltliche Ansatz liegt im Teilthema Mobilitätsgeschichte. Das ist ein Kontext, in dem künstlerische Mittel nach ihren eigenen Regeln angewandt werden können, in dem auch andere Verfahrensweisen reizvoll sind.
Zusammenfassend ein guter Grund, mit dem ersten steirischen Haus in Sachen Mobilitätsgeschichte, dem Johann Puch-Museum Graz, zusammenzuarbeiten. So gehen wir mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen in diese Thematik hinein und erproben überdies ein adäquates Zentrum-Provinz-Verhältnis, das von Begegnung in Augenhöhe geprägt ist.
Der „Internationalen Museumstag“ dieses Jahres ergibt dazu einen interessanten Anlaß. Das Motto „Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten“ schafft für uns eine ganze Reihe von Bezugspunkten, über die wir gemeinsame Schritte setzen können.
Wir werden am 12. Mai 2013 in Graz eine sechswöchige Sonderschau eröffnen, die zugleich schon einige Themenlinien für den herbstlichen Themenschwerpunkt der Stadt Gleisdorf berührt.
Hier tagt also nun unser Kuratorium für triviale Mythen. Die Sonderschau wird über drei Bereiche realisiert:
+) Erstens werden hundert Jahre Mobilitätsgeschichte mit Spielzeug und Modellautos nachgestellt, anschaulich gemacht.
+) Zweitens wird eine kleine Sammlung spezieller Bücher zum Thema gezeigt, von denen die meisten selbst den Fans noch nicht sonderlich bekannt sind.
+) Drittens wir erstmals aus dem Archiv des Museums eine neue Auswahl von alten Holzreliefs gezeigt, die eine Zeitreise durch die menschliche Mobilität illustrieren.