Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel, durch den ein oststeirischer Kulturbeauftragter wissen ließ, das Kulturprogramm einer Stadt müsse „für alle“ etwas zu bieten haben.
Daran glaube ich nicht. Weder ist das möglich, noch ist das sinnvoll. (Ich meine, dieser Satz drückt eine leere Geste aus.)
Jeder Ort muß sich den Grenzen seiner Budgets stellen. Und natürlich auch den Grenzen der fachlichen Kompetenzen engagierter Leute. Das ist ganz normal, naheliegend und eine wichtige Grundlage fruchtbarer Kulturarbeit.
Was darf daraus geschlossen werden? Kunst und Kultur können nicht „zentralisiert“ werden. Kommunikation und Kooperation spielen wichtige Rollen in einem lebhaften geistigen Klima, in einem konkreten Lebensraum.
Dabei zeigt sich dann, daß man nach wie vor kein „Programm für alle“ realisieren kann. Vor allem, weil dieser Anspruch Mumpitz ist. Wir leben in einer globalisierten Welt, in einer Fülle von Allem und Jedem. Derlei markige lassen Statements eher annehmen, jemand hat keinen klaren Plan und verbirgt sich daher hinter den Schleiern des ominösen „Alles“.
Worauf ich hinausmöchte?
In der Oststeiermark dürfen wir uns an einer hohen Dichte inspirierter Menschen erfreuen. Das gibt in der Wissensarbeit, in Kunst und Kultur, sehr wirkungsvolle Kompetenzschwerpunkte.
Manche dieser Kompetenzschwerpunkte münden in kulturelles Engagement, das öffentlich wirksam wird. So zeigen sich einerseits versierte Kulturinitiativen, andrerseits interessante Einzelpersonen, die Veranstaltungen entwickeln, umsetzen.
Es erscheint daher vielversprechend, wenn bestehende Formationen mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen gelegentlich zusammengreifen, kooperieren, aber deshalb keine regionalen „Blöcke“, „Großformationen“ bilden.
Im Landszentrum ist das Kooperieren prinzipiell leichter, weil ich innerhalb der Stadtgrenze eine äußerst kontrastreiche Fülle an solchen Formationen finde. In der sogenannten „Provinz“ sind nicht annähernd so viele interessante Positionen auffindbar, dafür liegen sie weiter von einander entfernt.
Als ich gestern zu einem Arbeitstreffen nach Hartl fuhr, bedeutete das, etliche Kilometer mit dem Auto abzuspulen. Fahrrad? Wäre mir etwas zu weit und zu kalt. Straßenbahn? Gibt’s nicht. Bus? Frag nicht!
Egal! Wir gehen damit längst entspannt um. Ganz klar, daß einzelne Kooperationen über Gemeindegrenzen hinausführen müssen. Ganz logisch, daß sie regionale Verwaltungsgrenzen überschreiten müssen.
Denken Sie nur: War bis heute je von einer die Ortsgrenzen überschreitenden Kulturpolitik zu hören? Noch dazu mit einem Fokus auf Gegenwartskunst? Nein!
Gut, die „regionale“ war ein Ansatz dazu, von der Landesebene her eingeführt, inzwischen wieder abgeschafft. (Wir waren bei der ersten „regionale“ der Steiermark dabei; siehe dazu: „next code: divan“.)
Wer mit Fragen der eigenständigen Regionalentwicklung schon länger befaßt ist, weiß davon, daß regionale Entwicklungsprogramme wie „regionext“, „Lokale Agenda 21“ oder „LEADER“ eines gemeinsam haben: Das „Bottom up-Prinzip“; daß also Bürgerinnen und Bürger selbst Verantwortung übernehmen und aktiv werden sollen.
Das tun wir längst. Und wir arbeiten an Modi, durch die wir mit Politik und Verwaltung, aber auch mit der Wirtschaft kooperieren können. Wir? Kunst- und Kulturschaffende aus verschiedenen Genres.
Das bedeutet keinesfalls zu heiraten, alle unter ein Dach zu drängen, zu zentralisieren. Im Gegenteil, denn dieses Zentralisieren ist der alte Modus, ist voriges Jahrhundert. Dieser alte Modus hat längst alle Limits erreicht und führt uns in keine interessante Zukunft.
Was ist nun ein zukunftsweisender Modus? Möglichst kompetente, kraftvolle und autonome Einzelformationen, welche über gelingende Kommunikation und aktive Anwesenheit die Dinge bewegen.
Das gewinnt, wie wir heute wissen, durch professionelle Begleitung, doch es blüht durch den Respekt vor Eigenständigkeit.
+) An der Basis: „Kulturpakt Gleisdorf“ [link]
+) Auf der Meta-Ebene: „smart setting“ [link]
+) Die Kulturinitiative „KOMM.ST“ [link]
+) LAG-Management „Oststeirisches Kernland“ [link]