Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner

Wir durchlaufen eine Serie kleiner Arbeitstreffen, die nicht bloß organisatorischen Fragen gewidmet sind. Diese Treffen münden zunehmend auch in Debatten von Fragen der Kunst und des Kunstbetriebes, wodurch wir die kontrastreichen Positionen innerhalb dieser Community besser kennenlernen.

Karl Bauer (links) und Werner Sonnleitner

Das kommende April-Festival entfaltet sich über eigenständige lokale Formationen, die durch ihre Schlüsselpersonen von „kunst ost“ projektbezogen koordiniert werden, ansonsten aber völlig eigenständig agieren. Diesen Modus hatten wir im Vorjahr schon als vielversprechend erlebt.

Das Schema des 2012er-Festivals war davon geprägt: [link] Heuer ist dieser Modus noch klarer herausgearbeitet. Den strukturellen Hintergrund ergeben lokale Arbeitskreise, die auf längerfristigen Bestand ausgelegt sind. Diese ergänzen sich komplementär mit themenbezogenen Formationen. Das meint Themen wie „Frauen & Technik“, „Regionale Medien“, „Agrarische Welt“, „Musik“ etc. Also Schwerpunkte, die längerfristig Relevanz haben.

Renate Krammer (links) Und Maki Stolberg

Das derzeit belebte Schema ist hier im Projekt-Logbuch dargestellt: [link] Dieser Bereich hat gewissermaßen mehrere Ebenen der Organisation. Der Modus lokaler Formationen bleibt grundlegend autonom. Das bedeutet: Niemand redet der einzelnen „location crew“ hinein. Auf der Ebene sind die Leute sich selbst verantwortlich.

Die Schlüsselpersonen bilden die Bindeglieder zum größeren Ganzen. Das wird im Rahmen des „Kulturpakt Gleisdorf“ koordiniert. Hier besteht eine Verknüpfung zum Gleisdorfer Kulturbüro und zum City-Management. Diese Verbindung ist nicht bloß eine ökonomisch definierte Kooperationsebene. Sie hat noch eine weitere, sehr wichtige Funktion.

Das stand im vorigen Jahr auch im Zusammenhang mit einer eigens gegründeten, kulturbezogenen Fokus-Gruppe im Rathaus: [link] Über diese Verbindungen sollen die alljährlichen Kulturschwerpunkte Gleisdorfs im Frühjahr und Herbst entwickelt werden.

Wir brauchen Anlässe und Rahmenbedingungen der konkreten Zusammenarbeit innerhalb der drei Sektoren Staat, Markt und Zivilgesellschaft, um im wechselseitigen Kennenlernen über einige traditionsreiche Hürden hinwegzukommen. Um es ganz deutlich zu unterstreichen:

„Effekt: Abbau von Ressentiments und Vorurteilen, Gewinn an gegenseitiger Kenntnis der jeweiligen Verfahrensweisen und Bereichs-Prioritäten, temporäre (projektbezogene) Synchronisation der verschiedenen Systeme und Arbeitsweisen bei entsprechender Synergienutzung und einem sparsamem Einsatz verfügbarer Mittel.“ [memo #2: 9.12.2011]

Helmut Rabel (Links) und Siegmund Andraschek

Hier zielen wir auf eine Form der Zusammenarbeit, in der wir herkömmliche Vorstellungen ländlicher Kulturpolitik hinter uns lassen. Damit haben wir auch ein ganz konkretes Setting zum Erschließen jener Arbeitsbedingungen, die nötig sind, um das „Bottom up-Prinzip“ einzulösen, wie das den Intentionen von „regionext“, „LEADER“ und den „Lokalen Agenda 21“ entspricht.

„Das bedeutet, dieser ‚Kulturpakt’ ist nicht bloß den Arbeitsinhalten und -ergebnissen der regionalen Formationen gewidmet, sondern auch neuen Praktiken auf der Metaebene, und zwar im wachsenden Kooperieren von Staat, Markt und Zivilgesellschaft. (Stichwort: Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner.)“ [memo #8: 1.3.2012]

Diese Umdeutung der Möglichkeiten Kunst- und Kulturschaffender in der Begegnung mit kommunalen Kräften verlangt auf beiden Seiten Lernschritte und neue Erfahrungen. Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner zu gelangen, das legt auch der Politik und Verwaltung nahe, dort etablierte Auffassungen dessen, was Bürgerinnen und Bürger seien, zu überprüfen, zu revidieren, neu zu entwerfen.

+) Siehe auch: „Kulturpakt Gleisdorf“ [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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