Mit beiden hatten wir schon verschiedene Verständigungs- und Arbeitsschritte gesetzt. Der Ingenieur und der Kaufmann. Bei der zweiten Session von „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ unter dem Titel „SATT und HUNGRIG: Was braucht der Mensch alles?“ [link] hatten sich ihre Wege gekreuzt.
Ich meine Techniker Horst Fickel, heute bei der Spitzer GesmbH als „Head of Research and Development“ tätig, und Otto Sapper, kaufmännischer Leiter der WOCHE Gleisdorf, aber auch mit der agrarischen Welt sehr gründlich vertraut.
Sapper repräsentiert sehr konkrete Erfahrung, was das wirtschaftliche Geschehen der Region angeht, Fickel ist mit technischen Aufgabenstellungen betraut, die Angelpunkte regionaler und überregionaler Vorhaben sind.
Warum ist es für uns bei „kunst ost“ wichtig, mit solchen Leuten gemeinsam an Themen zu arbeiten? Weil das Kunstgeschehen nur EINE Ebene unseres Tuns ist, die Kunstproduktion etwas vor allem Individuelles. Der andere, sehr große Arbeitsbereich ist den Fragen der Kunstvermittlung gewidmet. Und die kann abseits des Landeszentrums kaum davon abgelöst sein, was die Themen der Region sind.
Wo aber wird geklärt, was die „Themen der Region“ sind? Das ist ein laufender Prozeß, in dem ein Chor höchst unterschiedlicher Stimmen erklingt. Die Prioritäten werden dabei stets als vorläufig festgelegt, der laufende Prozeß nimmt darauf ständig Einfluß.
Indem wir also a) von unserer Kunstpraxis ausgehen, die aber b) in keinem „leeren Raum“ stattfindet, sind wir c) laufend mit Menschen anderer Metiers im Dialog. So entstehen Vorhaben, so werden auch Finanzierungen möglich.
Momentan sehr wichtig:
So entstehen Synergien, die uns im Bereich des Kunst- und Kulturschaffens über manche aktuelle Krisen und Defizite hinwegtragen können. Zugleich beschert uns das ein sehr heterogenes Diskussionsfeld, auf dem anstehende Fragen lebhaft erörtert und bearbeitet werden können, weil Menschen mit höchst unterschiedlichen Kompetenzen daran teilnehmen.
Es muß klar sein, daß Kunstschaffende in diesem Gefüge keinerlei Sonderstellung einnehmen, sondern EINE soziokulturelle Variante unter mehreren repräsentieren. Auf einem Feld vielfältiger Lebenskonzepte ist diese oder jene Variante des Künstlerdaseins bloß eine von mehreren Optionen.
Allerdings generiert die konsequente Befassung mit Gegenwartskunst eine ganze Reihe von Kompetenzen, welche im Gemeinwesen gebraucht werden und die auch „marktrelevant“ sind. Damit meine ich, daß sich zwar KunstWERKE vermarkten lassen, die Kunst selbst aber autonom bleiben muß, ihren eigenen Aufgaben und Strategien verpflichtet.
Das sind freilich keine Aspekte, für die etwa ländliche Gemeinden Budgets locker machen. Also haben wir in Fragen einer regionalen Kulturpolitik und in Fragen der eigenständigen Regionalentwicklung primär andere Aspekte zu verhandeln.
Die ergeben sich nicht ausschließlich, aber sehr wesentlich aus jenen schon erwähnten Kompetenzen Kulturschaffender, wie sie vielfach in anderen Metiers/Berufsfeldern eher nicht generiert werden. Das haben wir zu verhandeln und zu praktizieren.
Darin ist dann die Gegenwartskunst EIN Aspekt, für uns ein sehr wichtiger, aber eben nicht der einzige von Relevanz.
Auf solche Zusammenhänge zielte auch meine aktuelle Begegnung mit dem Grafiker Jörg Klauber, der sich in den Fragen visueller Codes hohe Kompetenz erarbeitet hat. Diese Sachkenntnis hat in zwei Richtungen Gewicht. Einerseits in unserer eigenen visuellen Kommunikation nach außen, andrerseits in unserer Fähigkeit zur kritischen Rezeption unserer massenmedialen Umwelt. Damit werden wir in naher Zukunft noch einige Arbeit haben…
Diese Skizze ergänzt den vorigen Eintrag: [link]