Ich finde inzwischen fast schon Vergnügen an dieser Unruhe. Kaum etwas bleibt an seinem Platz. Nichts ist bloß, was es zu sein scheint. Das fordert uns freilich im Kommunikationsverhalten. Es fällt mir momentan eher schwer, meine Sachen beinander zu halten.
Sandra Kocuvan ist weg. Sie war ab 2008 mein Gegenüber in der Kulturabteilung des Landes Steiermark, als ich das überhaupt erste LEADER-Kulturprojekt der Steiermark entwickelt hab. Das sind nun lebhafte Jahre gewesen, auf einmal: Strukturreform, Umbau der Kulturabteilung, bye Sandra!
Naja, das betrifft den Bereich LEADER-Kultur, sie bleibt aber, wie ich höre, weiter mit Aufgaben betraut, durch die wir uns wohl nicht aus den Augen verlieren werden.
Das neue Logo der Kulturabteilung macht den weiteren Horizont explizit. Mir ist das recht, denn mein Radar ist mit einem weit größern Radius aufgestellt, als nur quer durch die Steiermark; besonders Südosteuropa lohnt Bezugspunkte. Unter uns: „Lernen vom Balkan“ ist eine sinnvolle Option.
Damit meine ich nicht die abwertend gemeinte „Balkanisierung“, mit der man bei uns gerne hausgemachte Schlampereien bemäntelt. Ich meine die radikalen Erfahrungen der Kunst- und Kulturschaffenden einer Postkriegsgesellschaft, die sich nicht einmal nachts, wenn sie schlafen und womöglich träumen, jene Larmoyanz leisten können, die bei meinen Leuten immer wieder auftaucht.
Das meint etwa den Künstler Selman Trtovac von „Treci Beograd“, einem bedeutenden Kollektiv jener Region Europas, wo derlei Kollektive eine ganz andere Tradition und Kontinuität haben als bei uns. Siehe dazu „the track: axiom“: [link]
Manches kommt, anderes geht oder ist schon weg. Weg ist auch die „Kulturspange“: [link] Es war für ein paar Leute vielleicht interessant, sich auf dem Trittbrett auszuruhen. Und aus!
Von da her ist auf jeden Fall noch der Schwerpunkt Frauen und Technik mit Mirjana Peitler-Selakov aktiv. Und mit Kulturwissenschafter Günther Marchner gehe ich dieser Tage in Klausur, um die konkreten Optionen wissenschaftlicher Begleitung greifbar zu machen.
Aus dem Kontext Kulturspange ist nun KWW erloschen, wie auch der daran beteiligte Verein „bluethenlese“ still und heimlich den Bach runterging. Da, wie ich betonen darf, in letzter Zeit die wesentlichen Impulse und Inputs sowieso nur von uns kamen, läuft das Thema nun bei kunst ost ungebrochen weiter.
Für Optionen der Kulturspange und mögliche Kooperation war auch der Kopfbahnhof von Bad Gleichenberg im Gespräch. Deshalb hatten wir dort im Frühjahr eine gemeinsame Station angestrebt und in diesen Testlauf auch investiert: [link]
Hausherrin Kathi Velik war dann aber doch stärker auf den Konnex „Schaumbad“ konzentriert und hatte da eine Auftakt-Geschichte avisiert. Dieses Kollektiv repräsentierte in seiner Glanzzeit rund 50 steirische Kulturschaffende, so Frontfrau Eva Ursprung. Siehe dazu auch: „Schaumgeborene Kunstmomente – Das Nomadisieren ist nicht romantisch…“ [link]
Außer einigen Spruchbändern und „Free Pussy Riot!“-Kärtchen finde ich da aber schon geraume Zeit nichts mehr.
Wenigstens kommen aus einigen anderen Ecken der Region noch ermutigende Signale. So haben zum Beispiel KOMM.ST und K.U.L.M. gerade mit „10days10artist“ eine fulminante Serie an Kunstereignissen und Diskursen hingelegt, von der man nur dringend hoffen kann, daß sich darin Kontinuität herstellen läßt…
— [den umbruch surfen] —