Die vergangenen Wochen hatte ich Arbeit daran, die derzeitige Projekt-Komplexität von kunst ost herunterzufahren. Da dieses ganzeUnterfangen vor allem einmal eine Art Labor ist, in dem ausgelotet werden muß, welche Strategien, Zielsetzungen und Verfahrensweisen sich kulturell abseits des Landeszentrums bewähren können, entstehen laufend neue Arbeitslinien.
Die bedürfen dann einer Prüfung dessen, was sich sinnvoll weiterverfolgen läßt. Das verlangt jeweils, einige der eröffneten Bereiche wieder hinter sich zu lassen. So etwa derzeit die „Kulturspange“ [link] und die erste Formation von „KWW – Kunst Wirtschaft Wissenschaft“ [link]
Wie sagte Kunstsammler Erich Wolf bei unserer letzten Besprechung? „Für viele bedeutet Netzwerken nur zu schauen: Was krieg ich für mich?“ Kann ich bestätigen.
Von der „Kulturspange“ bleibt auf jeden Fall die Kooperation mit Kulturwissenschafter Günther Marchner. Das wird in die nahe Zukunft hinein sehr wichtig, um die Arbeit angemessen zu reflektieren und brauchbare Schlüsse daraus zu ziehen; Stichwort: wissenschaftliche Begleitung.
Bei „KWW“ gab es von unseren früheren Kooperationspartnern seit der „Dritten Session“ [link] im März 2012 praktisch keinerlei Inputs mehr. Es haben sich allerdings zwei Linien darin deutlich bewährt. Einerseits die laufende „Gesprächsexpedition“, für die sich Karl Bauer [link] sehr engagiert. Andrerseits das „FMTech_Lab“ [link] von Mirjana Peitler-Selakov.
Die „Gesprächsexpedition“ ist auf die Region konzentriert; siehe etwa das jüngste Beispiel, unseren Besuch beim Landring Weiz: [link] Das Labor hat dagegen in seiner Konzeption eine Dimension erlangt, die weit über den Kernbereich von kunst ost und die Region selbst hinausreicht.
Genau das ist zugleich ein wichtiger Punkt; daß wir in unseren Kernthemen über das Basisprojekt und die Region hinaus Relevanz erreichen. Welche Kernthemen?
+) Gegenwartskunst
+) Frauen und Technik
+) Mobilitätsgeschichte
… und wie diese Genres sinnvoll sowie praktikabel a) mit der Wirtschaft und b) mit der Wissenschaft verknüpft werden können.
Da wird es nun mit verändertem Wortlaut weitergehen: „Wirtschaft, Kunst & Wissenschaft“ [link] Mit dem großen Thema Mobilitätsgeschichte haben wir einen Angelpunkt, zu dem sehr verschiedene Metiers Anknüpfungspunkte finden. Wir haben vor allem eine Themenbasis, bei der das Hauptthema der „Energieregion Weiz-Gleisdorf“, nämlich ENERGIE, nicht esoterisch, sondern thermodynamisch gedeutet wird.
In unserer soziokulturellen Praxis löst sich das derzeit mit einem Bezug zur Landeshauptstadt Graz ein. Dort steht die letzte noch original erhaltene Fabrikhalle, in der Pionier Johann Puch gewirkt hat.
In dieser Halle residiert das Johann Puch-Museum Graz, mit dem wir eine Kooperation eingegangen sind, die natürlich auch branchenbezogen in unsere Region zurückwirkt, denn im Raabtal ist die Automobilindustrie ansässig und bis hin zu großen Speditionen ist das Thema Mobiliät hier in seiner wirtschaftlichen Praxis etabliert.
Wir haben im Museum nun ein Kulturreferat aufgebaut, über das wir einerseits das große Thema bearbeiten, über das wir andrerseits mit unserem Tun für die Wirtschaft, speziell für die Industrie, auf ungewöhnliche Art sichtbar werden: [link]
Außerdem haben wir auf diese Art eine lebhafte Korrespondenz der Ereignisse zwischen Zentrum und Provinz eingerichtet, was unsere Arbeit gegenüber den kulturellen Aktivitäten im Zentrum aufwerten soll.
Wie geht das nun mit der Gegenwartskunst zusammen?
Auf subtile Art! Beim kommenden Symposion unter dem Titel „Regionalität und Realität // Globalität und Virtualität“ [link] wird Künstler Richard Kriesche von der „Weltmaschine“ des Franz Gsellmann ausgehen und damit ein mechanisch manifestiertes Kuriosum der Region aufgreifen.
Bei dieser unserer Kooperation mit styrian contemporary und dem versierten Kunstsammler Erich Wolf sind wir übrigens im Haus eines der wichtigsten Industriebetriebe der Region zu Gast, bei Binder +Co in Gleisdorf.
Von Kriesche stammt auch die Formulierung, welche er im Zugang zu seiner Arbeit hier vorgelegt hat und die ich für unsere grundlegende Orientierung aufgreife:
Dieser Region ein Bild ihrer selbst zu geben
Was damit gemeint ist, steht hier zusammengefaßt: [link] Dazu gehört im Hintergrund des Geschehens auch eine Vorstellung, wie das alles ökonomisch funktionieren soll. Siehe dazu: „Nicht Förderung, Kofinanzierung“ [link]
In eben diesen Zugängen, so zeigt sich, liegt eine Orientierung, mit der Geschäftsleute ganz gut können. Unsere Gespräche belegen, daß es in etlichen Führungsetagen ein konkretes Interesse gibt, die Region genau nicht per Public Relations-Geschwätzigkeit zu einem Prospekt-Blättchen umzukupfern, sondern zu authentischen Darstellungen zu gelangen.
Und genau das ist eine Gewichtung der Kommunikation, wo auch Kunstschaffende mit ihren Intentionen andocken können.
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