Ich hatte nun einige Gespräche mit Bürgermeistern der „Kleinregion Gleisdorf“. Die Herren wirken überaus wach und teilweise recht streitlustig. Es muß einiges, was sie vor wenigen Tagen von der Landesebene her ausgerichtet bekamen, mehr als brüskierend gewesen sein.
Das Thema Gemeindezusammenlegungen wird weit schneller hochbrisant als ich gedacht habe. Bürgermeister Christoph Stark (Gleisdorf) sagte mir, es sei nicht erst Ende 2014 mit neuen Verfügungen zu rechnen, sondern schon diesen Herbst. Er sei selbst erstaunt, daß dies eventuell Umgebungsgemeinde treffen werde, die aus seiner Sicht nie für eine Zusammenlegung zur Debatte standen.
Von mehr als einem Bürgermeister habe ich zu hören bekommen, man habe keine Scheu, auch innerhalb der eigenen Partei auf Konfrontation zu gehen, es müsse ja nicht immer die Opposition sein, mit der man Differenzen erlebe.
Die „Kleine Zeitung“ titelte: „Geht’s nach dem Land, fusionieren alle acht“ [Quelle]
Stark beschreibt das aus seiner Sicht so: [link] Erst kürzlich quittierte er eine öffentliche Stellungnahme des Nitschinger Bürgermeisters Peter Schiefer mit: „Nitscha + Gleisdorf = Nordkorea?“ [Quelle]
Es steht somit außer Zweifel, daß einige Kommunen auf Konfrontationskurs gehen werden. Das bringt enorme Unruhe auf eben jenes Feld, auf dem wir Kulturschaffende gerade erst Boden gewonnen haben, damit in der Provinz ein Kulturgeschehen, das sich über einzelne Gemeindegrenzen hinaus entfaltet, Stabilität gewinnt.
Das sind so gesehen sehr schlechte Nachrichten, denn es wird unsere Kommunikation belasten, wo wir in den Gemeindestuben mehr Verständigung und mehr Verständnis zu erarbeiten versuchen. Das nun zu beklagen ist allerdings völlig nutzlos. Es geht eher darum, daß wir uns verständigen, welche Verfahrensweisen geeignet sind, das Kulturgeschehen in genau solchen Zeiten dennoch zu festigen.
Es geht dabei um ganz konkrete Strategien, um Kommunikationsstrukturen und um klare Positionen in den öffentlichen Diskursen. Ich will damit deutlich machen: Der Status quo ist weder rasend schlecht noch sehr erfreulich. Das sind alles relativ normale Bewegungen in einem Gemeinwesen, das über Jahrzehnte/Jahrhunderte verschiedene Konjunkturen und Veränderungen durchläuft.
Das Bezirkswesen und seine Strukturen verdanken wir der „Untertanenbefreiung“ von 1848. Es ist also nicht gar so überraschend, daß neue Modernisierungskrise uns solche Phasen der Unruhe aufbürden. Genau darin wären nun Kulturschaffende gefordert, Kompetenzen zu zeigen, wie und wodurch sich solche Umbruchsphasen mit den uns vertrauten Mitteln eventuell gut bis besser absolvieren lassen… FALLS wir über derlei Kompetenzen verfügen; was zu klären wäre.
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