Einige Takte Status quo II

Eigentlich kann ich es noch gar nicht so recht glauben, daß das Konzept derart rund aufgeht. Anders ausgedrückt: Ich bin ziemlich stolz auf diese Crew des aktuellen „April-Festivals“. Wir haben aus dem vorigen Jahr heraus im Kollektiv Schlüsse ziehen können, die sich völlig eingelöst haben. Das Ergebnis zeigt sich in einem beachtlichen Programm, obwohl enorme Einbrüche in den Strukturen und Budgets der Kommunen kompensiert werden mußten: [link]

2011 war ja ein massives Krisenjahr, in dem jene Gemeinden, die überhaupt ein Kulturbudget haben oder hatten, Vollbremsungen einer weichen Kurskorrektur vorzogen. Wo etwa der Sozialbereich von schweren Defiziten betroffen war, hatte die Politik an vielen Orten kein Problem, den Kulturbereich als nachrangig bis überflüssig zu erachten und abzustellen.

Wir hätten das alle spätestens seit August 2010 wissen können, weil der Gemeindebund Österreichs in dieser Sache Klartext publiziert hatte. Da waren 92% der befragten BürgermeisterInnen und 98% der befragten Bevölkerung dafür, vor allem im Bereich Kunst und Kultur zu kürzen; siehe den Eintrag im Projekt-Logbuch: [link] Eigentlich eine skandalöse Situation, die aber keine Debatten ausgelöst hat.

Was mir besonders schmerzlich in Erinnerung ist, weil es irgendwie auch was Verächtliches hat: Niemand aus dieser oder jener Gemeindestube fand es nötig, uns zu Gesprächen zu laden, um uns a) auf das Kommende vorzubereiten und b) mit uns mögliche Strategien zu bereden. Wir wurden einfach fallen gelassen, uns selbst überlassen. Das muß zumindest notiert sein.

Gut, wir haben „kunst ost“ neu formiert und jene ursprünglich geplante „Drehscheibe“ so weit konkretisiert, daß sich a) einige uns zugehörige „location crews“ herausgebildet haben, daß auch b) einige eigenständige Kulturgruppen mit uns kooperieren. So ging es von no budget zu low budget und zu einer Praxis der Zuversicht.

Damit haben wir einen Status quo erarbeitet, der geeignet sein sollte, Kommunen zum Wiedereinstieg in den privaten Kulturbetrieb ihrer Bürgerinnen und Bürger zu bewegen. Immerhin wurde uns in den letzten Jahren oft zugerufen, daß „Bürgerbeteiligung“ hohe Priorität habe, daß das „Bottom up-Prinzip“ vorherrsche, voilá! Hier sind wir und wir sind sehr effizient unterwegs. Man sollte uns nun ein wenig entgegen kommen.

Verhandeln wir, klären wir, wie für die Zukunft Kooperationen zwischen den Gemeinden und engagierten Bürgerinnen und Bürgern im Kulturbereich angelegt sein könnten. Es geht um den Gewinn an Stabilität und um Dauer. Es geht gegen Stückwerk und sporadischen Aktionismus, für den Aufbau verläßlicher Strukturen.

Einer der Abende des Festivals ist dem Bereich „Talking Communities“ gewidmet und bezieht sich auf das regionale Vorhaben der Politik, eine „Vision 2050“ zu entwerfen. Dabei werden wir Michael Narodoslawski von der TU Graz zu Gast haben: [link]

Ein wichtiger Termin, um regionalen Funktionstragenden klar zu machen, daß wir kein Dekorationsgeschäft betreiben, keine „Hobby-Partie“ sind relevante Kräfte der eigenständigen Regionalentwicklung.

+) „April-Festival“ 2012: [link]
+) „Talking Communities“ [link]
+) „Vision 2050“ [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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Eine Antwort auf Einige Takte Status quo II

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