Den Modus halte ich für zukunftsweisend, weil er in seiner Basis Kooperation anlegt. Die Stadtgemeinde Hartberg hat den Raum adaptiert und zur Verfügung gestellt. Der laufende Betrieb wird unterstützt, die Veranstaltungen müssen aber von engagierten Bürgerinnen und Bürgern realisiert werden. (Der Impuls dazu stammt von „styrian summer_art“.)
So das Grundkonzept der Galerie „44QM“ [link] Dort stellt zur Zeit Christian Strassegger aus. Rita Schreiner, die Leiterin des Kulturreferates, erzählte, daß die Stadt bestrebt sei, die Galerie in diesem Modus längerfristig zu führen und dafür auch größere Räume zu suchen.
Den Modus der Kooperation, daß nämlich Politik, Verwaltung und Gemeinwesen sich gemeinsam engagieren, halte ich aus mehreren Gründen für wichtig. Er schafft Stabilität in kulturpolitischen Verhandlungen. Wo eine Kommune allein gefordert wäre, der Gegenwartskunst solche Bedingungen einzuräumen, ist die Gefahr des Abbruchs enorm groß, weil sich viele Gemeinderäte im Fall krisenhafter Entwicklungen sofort hinreißen lassen, die allerersten Streichungen im Kulturbereich vorzunehmen. Siehe dazu den Eintrag im Projekt-Logbuch: [link]
Wenn aber ein Kooperationsmodell dieser Bereiche – Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft – besteht, ist die Gefahr abschlägiger Bescheide in Gemeinderäten nennenswert gemindert. Außerdem sorgen solche Modi dafür, daß Leute aus den verschiedenen Sektoren sehr konkrete Erfahrungen mit einander sammeln, was die Chance bietet, Klischees und Ressentiments abzubauen. Die sind gerade zwischen Personen aus Kunst, Politik und Verwaltung oft erheblich. Siehe zum Thema „Vorurteile“ das Intro zur zweiten KWW-Session: [link]
Hartbergs Kulturreferent Ludwig Robitschko schilderte die lokalen Strukturen des dortigen Kulturbetriebes, der markant von einem Stammpublikum geprägt sei, das Konzert- und Theater-Abonnements schätzt. Das ist also ein sehr urbanes Konzept. Und gerade in Fragen der Urbanität sind Provinzorte natürlich stets unter Konkurrenz der nächstliegenden Zentren, in diesem Fall Wien und Graz.
Es wird also sehr interessant zu erfahren sein, welche Wege Hartbergs Kulturpolitik einschlägt. Wie angedeutet, das hier gezeigte Kooperationsmodell ist vermutlich der vielversprechendste Ansatz, um der Gegenwartskunst längerfristig Boden zu sichern und ein Publikum zu erarbeiten.