Ich hab es in letzter Zeit öfter betont, wir müssen neu klären, wie sich der Kulturbetrieb zur Privatwirtschaft verhalten soll, vice versa. In der sogenannten „Provinz“ helfen uns urbane Konzepte aus den Zentren nichts. Die Bedingungen sind zu verschieden.
Es geht ferner darum, neu zu klären, warum, womit und wozu sich diese Lager verständigen sollen. Da gibt es derzeit viel zu viele unüberprüfte Annahmen. Meine Erfahrung zeigt mir ja nicht „Die Unternehmer“, sondern höchst unterschiedliche Persönlichkeiten, deren Orientierungen und Prioritäten eigentlich stets individuell erfahren werden müssen.
Was jenseits davon allgemeine Zusammenhänge wären, die sich den Genres „Die Wirtschaft“ und „Der Kulturbetrieb“ zuschreiben ließen, halte ich ebenso für klärungsbedürftig. Es steht für mich außer Zweifel, daß diese Klärungsprozesse zu fruchtbaren Ergebnissen führen können. Ebenso halte ich für evident, daß wir dazu einige Ressourcen einsetzen müssen und daß wir dafür Zeit brauchen. Es gibt in dieser Sache keine „schnellen Ergebnisse“.
Folgendes ist vermutlich da wie dort konsenstauglich und kann zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören: Wir übernehmen Verantwortung für ein vorteilhaftes kulturelles Klima in unserem Lebensraum. Ein stark entwickeltes kulturelles Klima erleichtert uns
+) die Alltagsbewältigung,
+) den Umgang mit besonderen Aufgaben.
Dies ist eine Zeit, die uns beides in hohem Maß abverlangt. Aber wie sollen so unterschiedliche Metiers und Genres zusammenwirken? Das zu lösen, sind sozio-kulturelle Agenda.
Bei aller Verschiedenheit von Aufgaben und Milieus, von Codes und Jargons, kann sicher auch das zur Ausstattung „erster Gemeinsamkeiten“ gehören:
+) Gibt es Fragen, die uns gleichermaßen interessieren?
+) Führt uns das zu Themen, die uns gemeinsam beschäftigen?
+) Lassen sich daraus Aufgabenstellungen ableiten, für die eine Bündelung unserer sehr unterschiedlichen Kompetenzen vielversprechend wäre?
In der Annäherung und Verständigung nützt uns sicher auch, wenn wir klären, welche Kompetenzen wir individuell zur Verfügung haben, die über unsere „primäre Zuständigkeit“ hinausreichen. Damit meine ich, daß ich ja nicht nur meine Profession repräsentiere, sondern auch ein Bürger bin, der als Teil des Gemeinwesens weiterreichende Ambitionen und Interessen hat.
Das halte ich für vorrangig klärungsbedürftig in Auftaktphasen der Annäherung:
+) Was sind meine berufsspezifischen Schwerpunkte und Fragen?
+) Was habe ich, darüber hinaus, als Privatperson an Interessen und Kompetenzen, die ich hier einbringen würde?
Ein konkretes Beispiel:
Ich bin von Beruf Künstler und bestehe da auch auf dem Prinzip der Autonomie der Kunst, wofür ich in künstlerischer Arbeit eigenen Regeln folge. Aber ich befasse mich ebenso mit anderen Themenkomplexen und den Inhalten anderer Berufsfelder. Darin folge ich NICHT den Regeln der Kunst.
Durch mein spezielles Interesse an Sozialgeschichte findet ich aktuelle Bezugspunkte zu jenen Themen angelegt, die das 20. Jahrhundert ausmachen. Das betrifft vor allem die Verhältnisse zwischen agrarischer Welt und Industrialisierung, das betont Mobilitätsgeschichte (Die Motorisierung einer Massengesellschaft) und das bearbeite ich in Fragen zum „Denkmodell Zentrum/Provinz“. Dazu kommt — übergreifend — meine Medien-Kompetenz bezüglich der Wechselbeziehungen zwischen Print, Radio und Internet.
Es sind vorrangig einmal solche Aspekte, über welche ich die Verständigung mit Wirtschaftstreibenden suche. Ob sich das dann auch in künstlerischen Optionen einlöst, muß der jeweilige Prozeß zeigen, falls es eben nach der Anbahnung zu Formen von Work in Progress kommt.
Für den Arbeitsbereich „Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft“ hat sich ein Quartett formiert, das solche Möglichkeiten bearbeitet. KWW auf Facebook: [link]
Zum großen Thema Mobilitätsgeschichte läuft momentan auf Facebook eine Leiste im Plauderton: [link]
Bezüglich Regionalentwicklung liegt für uns ein Arbeitsansatz in der Frage nach einer „Vision 2050“ (Projekt „iEnergy“): [link]